Kompromiss für günstiges Geleit

Urnenbeisetzung gibt es en masse künftig billiger. Schon wird erste Kritik laut

Bremen taz/epd ■ Armenbegräbnisse für mittellose Menschen ohne Angehörige sollen in Bremen bald einen würdigeren Rahmen bekommen. Das sieht ein Kompromiss vor, den die Stadt mit dem Bremer Institut für Rechtsmedizin und der Bürgerinitiative „Letztes Geleit“ ausgehandelt hat. Danach soll es zwei Mal im Monat gemeinsame, begleitete Abschiedszeremonien geben, bei denen mehrere Urnen zugleich beigesetzt werden, bestätigte der Leiter der städtischen Friedhofsverwaltung bei „Stadtgrün Bremen“, Steffen Kunkel. Entscheidend dabei: Die seit 2002 erhobene „Mehraufwandsgebühr“ von 25 Euro für eine „begleitete Sozialbestattung“ (siehe Artikel links) soll bei einer solchen Gruppenveranstaltung entfallen. Der Plan sieht vor, zwei Mal im Monat zehn bis zwölf Urnen im Beisein von Mitgliedern der Initiative und auf Wunsch auch mit einer Zeremonie beizusetzen, erklärte Stadtgrün-Chef Kunkel.

Diese Vereinbarung, deren Umsetzung bislang noch Theorie ist, geht auf Proteste insbesondere aus kirchlichen Kreisen zurück. Mittellose Verstorbene würden als quasi „herrenlose Leichen“ in Bremen regelrecht „verscharrt“, kritisierte die Initiative „Letztes Geleit“, der Kirchenvertreter, aber auch Bestatter angehören.

Schon aber ruft auch der neue Kompromiss erste Kritik hervor: „Massenbegräbnisse gibt es normalerweise nur nach Katastrophen“, sagt die evangelische Pfarrerin Jutta Bartling. Ansonsten sei es „nicht würdig“, einander wildfremde Menschen „einfach zusammen abzuhandeln“. Während ihrer Arbeit für die Heilig-Geist-Gemeinde in der Neuen Vahr wurde Bartling zunehmend damit konfrontiert, dass die Begräbnisse für Arme immer betrüblicher würden. In „den letzten Ecken der Friedhöfe“ würden die Urnen mit den sterblichen Überresten bisweilen regelrecht verbuddelt, klagt sie. ede