KOMMENTAR: MICHAEL QUASTHOFF ÜBER DIE HANNOVER MESSE AG
: Selbst verschuldeter Niedergang

Zu viel, sagt Bremen und will seine Anteile loswerden. Für einen symbolischen Euro

Der Niedergang der Messe AG ist selbstverschuldet. Viel zu lange hat man an überholten Konzepten festgehalten und die Rasanz des Internets verschlafen. Dort werden heute die Geschäfte getätigt, die früher flankiert von Lüttjen Lagen und unerschöpflicher Spesenkonten unter dem Hermeskopf getätigt wurden. Die CEBIT ist zwar noch die weltweit bedeutendste Leistungsschau für Informationstechnik, verzeichnet aber Rückgänge bei Ausstellern und Besuchern.

Topveranstaltungen wie die „Deutsche Junggeflügelschau“ können das nicht kompensieren. Den Niedergang lässt sich Vorstandschef Wolfram von Fritsch nicht in die Schuhe schieben. Der Mann ist zwar erst seit 2008 im Amt, doch die Chuzpe mit der er dem Eigentümer eine Nase dreht, erinnert an Herrenreiter vom Schlage Ackermann.

Um dem Stadtrat 125 Millionen Euro für die Messe aus dem Säckel zu leiern, hat sich Oberbürgermeister Stephan Weil mit dem grünen Koalitionspartner angelegt und dazu den Nachbarn Bremen verärgert. Die Hanseaten halten 0,207 Prozent an der Messe. Die Kapitalerhöhung kostet das Land 519.000 Euro. Zu viel, sagt Bremen und will seine Anteile loswerden. Für einen symbolischen Euro.

Die Landesregierung sollte schleunigst ein Machtwort sprechen. Sonst könnte man denken, das schwarzgelbe Bündnis weidet sich an den Leiden der SPD regierten Landeshauptstadt.