Lautstark und schmutzig

Für harte Jungs mit weichem Herz: Rockabilly-Veteran Brian Setzer und die Stray Cats rocken diese Stadt

Brian Setzers Gitarre klingt noch immer wie die Sekunde vor dem Faustschlag. Maßlos, flirrend, wie eine Mischung aus züngelnder Aggression und nervöser Angst. Bereits in den frühen achtziger Jahren war der Rockabilly-Veteran mit seinen Stray Cats unterwegs – zu einer Zeit also, in der er sich die Hitparade mit dem Teeny-Rock‘n‘Roll von Shakin‘ Stevens teilen musste. Doch Setzer liebt und pflegt Genre-Traditionen noch immer: Dazu gehört etwa seine große, feuerrote Gretsch-Gitarre, Baujahr 59, seine Ledermontur, seine schweren Stiefel – und vor allem seine unzähligen Tätowierungen.

Jetzt wird man sich beim Konzert in der Großen Freiheit erneut vergewissern können, dass Setzer nicht nur ein Nostalgiker, sondern einer der vielleicht besten Rock-Gitarristen dieser Zeit ist. Denn nach seinem Riesenerfolg mit dem Neo-Swing des Brian Setzer Orchestra ist Setzer wieder da gelandet, wo er herkommt: beim lautstarken, schmutzigen Rock‘n‘Roll, den er direkt aus den Fünfzigern importiert zu haben scheint.

Schon bei seinem letzten Soloalbum Ignition setzte der pausbäckige Haudegen wieder ganz auf die konstitutive Kraft des Gitarrenkrachens. Er schindet seine Klampfen, lässt sie grollen, röhren und kreischen, in Hochgeschwindigkeit scheint er mit ihnen einen atemberaubenden Kampf zu führen. Rock‘n‘Roll, Country, Surfmusik, Jazz und schneller Swing – Setzer vermag es, aus all dem jene Musik zu zaubern, die er seit eh und je Rockabilly nennt und wie kein anderer beherrscht: eine Musik für harte Jungs mit weichem Herz.

Doch jetzt kommt‘s ganz, ganz dick: Für seine Sommertournee hat er seine alten Stray Cats wieder zusammengetrommelt – Brian Setzer, der düster-gefährliche Slim Jim Phantom und Lee Rocker stehen zusammen auf der Bühne. Pünktlich dazu erscheint ein neues Album, Rockabilly Riot - A Tribute To Sun Records, mit Neuinterpretationen von Klassikern und Raritäten des legendären Labels.

Bei ihren Konzerten wollen Setzer und seine Stray Cats aber vor allem auf die alten Gassenhauer setzen: „Rock this town!“, „Stray Cat Strut“, „Rumble in Brighton“ oder „Runaway Boys“ – die Dankbarkeit unter den Hamburger Rock‘n‘Rollern wird grenzenlos sein. Marek Storch

Di, 26. 7., 20 Uhr, Große Freiheit (das Konzert wurde kurzfristig von der Freilichtbühne im Stadtpark verlegt)