Ansprechpartner rund um die Uhr

BERATUNG Rasche Hilfe und verbesserte Prävention: Niedersachsen installiert eine zentrale Anlaufstelle für Opfer sexueller Gewalt in Schulen und Kitas. Grüne stört die „große Nähe“ zum Kultusministerium

„Wir dürfen in keinem Fall wegsehen“

NIEDERSACHSENS KULTUSMINISTER BERND ALTHUSMANN (CDU)

Als erstes Bundesland bekommt Niedersachsen eine Beratungsstelle für die Opfer sexueller Gewalt in Schulen und Kindertageseinrichtungen. „Sie kann mit Beginn des neuen Schuljahrs von Kindern und Jugendlichen, Eltern, Beratungsstellen, Lehrern, Pädagogen sowie den Opfern sexueller Gewalt und Übergriffen selbst eingeschaltet werden“, sagte Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) gestern in Hannover. Neben einer besseren und schnelleren Hilfe für die Opfer sexueller Gewalt erhofft sich das Land davon Impulse für die Präventionsarbeit.

„Sexueller Missbrauch darf an niedersächsischen Schulen und Kindertagesstätten keinen Platz haben“, so Althusmann. Landesweit seien derzeit neun Strafverfahren gegen Lehrer wegen sexueller Übergriffe anhängig, zudem gebe es 26 Disziplinarverfahren wegen entsprechender Verstöße. „Wir dürfen in keinem Fall wegsehen“, sagte Althusmann. Er kündigte eine schnelle, unbürokratische und konsequente straf und disziplinarrechtliche Verfolgung an.

Die Telefonhotline soll ab dem 3. September freigeschaltet werden. Schüler, Eltern, Lehrer, Pädagogen und Opfer sexueller Übergriffe können sich hier rund um die Uhr von drei Mitarbeitern telefonisch helfen lassen. Geleitet wird die Beratungsstelle, die direkt dem Ministerbüro untergeordnet ist, von Oberregierungsrätin Julia Ranke. Außerdem werden dort noch eine Juristin und eine Sozialpädagogin tätig sein. Althusmann zufolge wird die Anlaufstelle jährlich einen Bericht vorlegen. In zwei Jahren sollen Akzeptanz und Wirksamkeit der Hotline evaluiert werden.

Der Landtag hatte im März die Einrichtung der Anlaufstelle beschlossen. Im Mai fassten dann die Grünen nach, weil sie fürchteten, das Projekt komme nicht zustande. Die Grünen-Abgeordnete Ina Korter sagte gestern, die Hotline sei in erster Linie auf das Vertrauen der Hilfesuchenden angewiesen – „da kann die starke Nähe zum Minister kontraproduktiv wirken“. (dpa/epd)