Neue Rebellion ängstigt UNO im Kongo

Ostkongolesische Dissidenten gründen neue Bewegung in Uganda. UNO meldet Erfolge gegen Hutu-Milizen

BERLIN taz ■ Eine neue bewaffnete Rebellenorganisation für den Kongo ist in Uganda entstanden und bereitet der UNO große Sorgen. Die „Revolutionäre Kongolesische Bewegung“ (MRC), eine Allianz von 14 Warlords aus Ostkongo, hat sich den Kampf gegen die UNO und Kongos Regierung auf die Fahnen geschrieben. Nach eigenen Angaben am 15. Juni in Ugandas Hauptstadt Kampala gegründet, wurde die MRC erst diese Woche bekannt. In ihrem Gründungsdokument, das der taz vorliegt, wirft die MRC Kongos Allparteienregierung „Massaker an der Zivilbevölkerung“ und „Einmischung in Zollangelegenheiten“ vor und und ruft zu „Widerstand mit allen Mitteln“ auf.

Die 14 Unterzeichner stammen aus der Grenzregion Kongos zu Uganda – die kongolesische Nordostregion Ituri sowie der Nordteil der Provinz Nordkivu. Hier stand während des Kongokrieges 1998–2003 Ugandas Armee, und die Region war ein ständig umkämpfter Flickenteppich bewaffneter Gruppen. Die Warlords von Ituri sitzen heute nicht in Kongos Allparteienregierung, sondern in Haft, und ihre Milizen werden von UN-Blauhelmen bekämpft.

Die MRC-Führung kommt hauptsächlich aus dem zweiten Rang dieser Milizen. Prominentester Unterzeichner ist John Tibasima, einstiger Manager der größten Goldmine Ituris. Die MRC beansprucht 20.000 Kämpfer im Ituri und 7.000 in Nordkivu und bedankt sich in ihrem Schreiben bei Ugandas Präsident Yoweri Museveni für die Lieferung von 40 Tonnen Waffen. Ihre Aktionen will die MRC auf die lukrativen Grenzposten zwischen Ituri und Uganda konzentrieren.

Die UN-Mission im Kongo (Monuc) nimmt die neue Bewegung sehr ernst und hat Uganda scharf kritisiert. Die MRC-Führer zu beherbergen sei ein Bruch von UN-Resolutionen, sagte Monuc-Sprecher Kemal Saiki am Donnerstag. Es seien Leute „mit einer Geschichte von Mord und Plünderung“.

Zugleich meldet die Monuc im Ostkongo Erfolge im Kampf gegen ruandische Hutu-Milizen. Mindestens 13 Basen der als FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas) bekannten Milizen seien zerstört worden, erklärte die Monuc am Mittwoch, ebenso „alle Straßensperren, an denen die FDLR die Bevölkerung belästigte“. Gestern wurde die Zerstörung eines FDLR-Hauptquartiers im Ort Miranda durch die UNO gemeldet.

Allerdings zogen sich die Milizen jedesmal vorher zurück und riskierten keine Konfrontation. Gegenüber der taz erklärten UN-Verantwortliche, die Strategie der UNO bestehe darin, die Milizen aus dicht besiedelten Gebieten in die Wälder zu verjagen, um ihre Macht zu brechen.

DOMINIC JOHNSON