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: Eine Niederlage zum Geburtstag

HERTHA Juventus Turin kam als Stargast zur 120-Jahr-Feier. Und schenkte den Berlinern zwei Tore ein

Eigentlich sollte es eine rauschende Geburtstagsparty werden: Zum 120-jährigen Vereinsjubiläum empfing der frisch gekürte Bundesligazweitligist Hertha BSC am Samstagabend den italienischen Rekordmeister Juventus Turin. Sehr zum Ärger der Fans und der Verantwortlichen der Hertha reiste Juventus jedoch trotz der vertraglichen Zusicherung ohne die acht Vize-Europameister, darunter auch Gianluigi Buffon und Andrea Pirlo, an. Zu allem Unglück verloren die Berliner ihren letzten Härtetest vor dem Start in die neue Saison am kommenden Freitag auch nochmit 0:2. Immerhin: Das Team unter dem neuen Coach Jos Luhukay gaben sich alle Mühe.

Vielleicht hatten die Fans schon geahnt, dass die Gäste aus Turin nicht den A-Kader mitbringen: Das Olympiastadion ist mit 32.400 Zuschauern gerade mal zur Hälfte gefüllt. „Ich bin ehrlich gesagt auch nicht hier, um die Hertha siegen zu sehen, ich will nur ihren Geburtstag feiern“, sagte ein Fan vor dem Spiel. Andere Anhänger sahen in der Partie – ziemlich optimistisch – eine Generalprobe für Spiele in naher Zukunft: „In drei Jahren spielen wir erneut gegen Juve, aber dann in der Champions League“, sagte ein weiterer und knüpft an: „Nur wegen dem Preetz spielen wir jetzt zweitklassig.“

Er gibt Herthas Geschäftsführer Michael Preetz jedoch eine weitere Chance: „Er hat als Spieler ja so viele Tore für uns geschossen … Der ist schon o. k. Doch noch ein, zwei miese Aktionen von dem, und er muss gehen.“ Als einjähriges Gastspiel in der zweiten Liga wollen die meisten Herthaner die kommende Saison verbuchen.

Die Hertha zeigte sich von Anfang an offensiv ausgerichtet gegen den amtierenden italienischen Meister. Sie gaben so eine Kostprobe für die angekündigte Philosophie ihres Trainers: Jos Luhukay möchte aus dem Team „eine offensiv eingestellte Truppe formen, die Pressing spielt und Druck ausübt“. Laut ihrem Coach sollen die Berliner so das Spiel dominieren und den Gegner zu Fehlern zwingen.

Herthaner mit viel Pech

Juventus, das mit einer solchen Spielweise erfahrungsgemäß gut umgehen kann, stand das Spiel über sehr defensiv und wartete auf Kontermöglichkeiten. Mit Erfolg: In der 21. Minute konnte Alessandro Matri die 1:0-Führung für die Italiener erzielen. Zur zweiten Hälfte brachte Luhukay sieben neue Spieler. Die Berliner blieben die überlegene Mannschaft, konnten aber weiterhin keine ihrer Chancen nutzen. Sie hatten auch Pech: Einmal rettete die Latte Juventus die Führung, ein andermal der Pfosten. Juventus hatte mehr Glück: Milos Krasic erhöhte in der 90. Minute die Führung auf 2:0.

„Es war eine großartige Stimmung im Stadion“, bilanzierte Jos Luhukay. Das stimmte: Die Ostkurve zeigte sich stimmgewaltig wie schon lange nicht mehr. Luhukay wünscht sich für die kommenden Partien, dass die letzte Genauigkeit im Spiel nach vorne besser wird. Denn am Ende „fehlte die nötige Konsequenz, um gefährliche Situationen zu verhindern“.

Für die kommende Saison sieht Herthas Coach neben der eigenen Mannschaft die Absteiger aus Köln und Kaiserslautern als Aufstiegskandidaten – und damit als Konkurrenten. Auch St. Pauli und 1860 München seien nicht zu unterschätzen. In der zweiten Liga würden zudem immer ein, zwei Überraschungsmannschaften vorne mitspielen, sagte der zweitligaerfahrene Trainer. Luhukay will sich jedoch nicht von den Mitbewerbern beeindrucken lassen: „Ich will mit der Hertha nur den Weg aus der zweiten Liga gehen.“ DANIEL HEYD

siehe Montagsinterview SEITE 20