Angst vor Blutbad in Aleppo

SYRIEN Rebellen in der zweitgrößten Stadt rüsten sich für Großangriff und warnen vor „Mutter aller Schlachten“. Kein internationales Eingreifen in Sicht

DAMASKUS/BERLIN dpa/taz | Die syrische Millionenmetropole Aleppo ist zur Frontstadt geworden. Die Aufständischen, die große Teile der zweitgrößten syrischen Stadt kontrollieren, rüsteten sich am Freitag für die „Mutter aller Schlachten“ gegen das angreifende Militär. Der örtliche Rebellenkommandeur Abu Omar al-Halebi sagte dpa am Telefon, dass zu den 2500 Kämpfern in der Stadt noch einmal 3000 aus anderen Landesteilen zur Verstärkung angerückt seien. „Wir sind bereit für die Mutter aller Schlachten“, sagte al-Halebi. Das Regime von Präsident Baschar al-Assad verlegt seit Mittwoch Tausende Soldaten in die Region. Nach Rebellenberichten ist die Stadt voller Flüchtlinge.

Die USA trauten den Regierungstruppen zu, ein Massaker anzurichten. „Es sieht so aus, als ob das Regime sich dafür in Stellung bringt“, sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Victoria Nuland. Mit Hubschrauber- und Artillerieangriffen bereiteten die Truppen Assads eine Bodenoffensive vor. Auch die Regierungen Großbritanniens und Frankreichs warnten vor bevorstehenden schweren Kämpfen um Aleppo.

Die Situation erinnert Beobachter zunehmend an die Lage in der libyschen Stadt Bengasi, als sie im März 2011 unter Kontrolle von Aufständischen stand und von Gaddafis Truppen belagert wurde. Damals gab der UN-Sicherheitsrat in buchstäblich letzter Minute grünes Licht für ein militärisches Eingreifen gegen Gaddafis Truppen, um die Zivilbevölkerung vor Massakern zu schützen. In Aleppo ist ein solches Eingreifen nicht in Sicht.

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