Deutschland verdreifacht Hilfe für Niger

Jetzt sprudeln Hilfszusagen: 1,5 Millionen Euro aus Deutschland, 3 Millionen aus Großbritannien, 5 Millionen aus Frankreich. Französische Luftbrücke aus Militärbasen in Tschad geplant. UN-Experten warnen vor neuen Heuschreckenplagen in der Region

VON DOMINIC JOHNSON

In Reaktion auf die Berichte über eine Hungerkatastrophe im Sahelstaat Niger rollen jetzt verstärkte internationale Hilfsmaßnahmen an. Die Bundesregierung kündigte gestern eine Erhöhung ihrer Hungerhilfen für Niger um 1 Million Euro an. „Wir dürfen nicht zulassen, dass die Menschen in Niger verhungern. Insbesondere die Kinder brauchen dringend unsere Hilfe“, erklärte Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul. Ihr Ministerium erinnerte zusätzlich daran, dass Deutschland Niger mit rund 6 Millionen Euro jährlich unterstützt, vor allem im Kampf gegen Wüstenausbreitung und Bodenerosion und bei der Verbesserung der Wasserversorgung.

Die Zusage bedeutet eine Verdreifachung der deutschen Niger-Nothilfe, die sich bisher auf 500.000 Euro beschränkte. Die UN-Hilfswerke haben rund 30 Millionen Dollar gefordert, um 2,5 Millionen vom Hunger bedrohte Menschen in Niger zu versorgen, darunter mehr als 800.000 Kinder. Mehrere kleinere Hilfsappelle seit November 2004 waren bis vor kurzem international ignoriert worden. In einigen Teilen Nigers hat daher bereits eine Hungersnot eingesetzt, und die Todesraten unter Kleinkindern sind in manchen Gegenden bereits sehr hoch.

Derzeit werden wöchentlich 750 schwer unterernährte Kinder in die Ernährungszentren der Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ in Niger eingeliefert. Zahlreiche Menschen erreichen solche Zentren allerdings gar nicht erst, warnen Hilfswerke. Sie fordern, wegen der ohnehin chronischen Unterernährung in Niger müssten Lebensmittelhilfen in Programme zur Verbesserung der Basisgesundheit eingebunden sein.

Auch andere Länder vervielfachen ihre Hilfsanstrengungen für Niger. Das britische Entwicklungsministerium erklärte am Mittwochabend, die britischen Niger-Hungerhilfen seien von 0,5 Millionen auf 2 Millionen Pfund (knapp 3 Millionen Euro oder 3,5 Millionen Dollar) vervierfacht worden. Die französische Regierung, die 5 Millionen Euro für Niger zugesagt hat, kündigte eine Luftbrücke aus den französischen Militärbasen im Nachbarland Tschad nach Maradi im Süden Nigers ab dem Wochenende an. Andere Hilfsflüge aus Frankreich und Marokko sind bereits in Niger gelandet.

Nigers Staatschef Mamadou Tandja kündigte unterdessen ein Programm kostenloser Nahrungsmittelverteilungen zusammen mit subventionierten Verkäufen und Lebensmittelkrediten an. Die UN-Agrarorganisation FAO warnte vor neuen Heuschreckenplagen in Afrikas Sahelzone. In der Grenzregion von Sudan und Tschad – wegen des Krieges im westsudanesischen Darfur und der Präsenz hunderttausender Flüchtlinge in Grenznähe ohnehin ein Brennpunkt humanitärer Probleme – seien neue Heuschreckenschwärme im Entstehen. Wegen der unsicheren Lage könnten dort kaum Heuschreckenbekämpfungsmaßnahmen am Boden stattfinden, sagte die FAO gestern.