„Reines Tauschgeschäft“

VORTRAG Bremen wurde durch die Lage an der Weser schon vor der Hanse ein bedeutender Handelsplatz

■ 76, ist gelernter Schiffbau-Ingenieur und zweiter Vorsitzender der Bremer Gesellschaft für Vorgeschichte.

taz: Herr Küchelmann, die Wurzeln für die Bedeutung Bremens als Handelstandort liegen nicht in der Hanse?

Hans Walter Küchelmann: Der Umfang des Handels ist schon sehr viel früher recht weit gewesen. Schon zur römischen Kaiserzeit hatten wir häufigen Besuch von römischen Händlern, die etwa Schlachtvieh aus Habenhausen für die Versorgung der Truppen im Rheingebiet geholt haben.

... also mehrere hundert Jahre vor der Hansezeit.

Ja. Ein Zentrum wurde Bremen aber erst zur Zeit Karls des Großen, Anfang des 9. Jahrhunderts. Die Eingemeindung in dessen Regierungsgewalt hat Bremen überhaupt erst Bedeutung gebracht. Und, dass Mitte des 9. Jahrhunderts ein Bistum errichtet wurde. Der damals ansässige Bischoff hat sich vom Kaiser Privilegien genehmigen lassen, die Möglichkeit, den Händlern Schutz zu gewähren und Steuern erheben zu können. Ob man das, was zu Vorzeiten auf dem Fluss passiert ist, Handel nennen kann ist im Übrigen fragwürdig.

Inwiefern?

Das ist nicht mit heutigem Handel vergleichbar. Es wurden Gegenstände hin- und hergefahren, es war ein reines Tauschgeschäft.

Was wurde denn getauscht?

Der frühe Handel drehte sich entscheidend um Lebensmittel und Kleidung. Aber es gab auch so etwas wie Menschenhandel.

Welches besondere Warenangebot hatte Bremen denn?

Nach allem, was man heute weiß, hatte es nichts Besonderes anzubieten. Es lag eher an der topografischen Lage. Durch die Art, wie sich die Weser hier geteilt hat, waren im Bereich der Altstadt eine Menge kleinerer Inseln. Dort hat sich eine Dünenkette gebildet, auf dessen höchstem Punkt heute der Dom steht. Die Umgebung war mooriges, teilweise nicht begehbares Gelände. Diese Stelle hat als Siedlungspunkt gedient, weil man hier an die Weser herankam und sie überqueren konnte. Durch diesen Vorteil in der Region hat sich Bremen als Verteilungszentrum entwickeln können.

INTERVIEW: JPB

Sa, 11 Uhr, Haus der Wissenschaft