corona & arbeit (XI)
: „Vielleicht wird unser Budget gekürzt“

Die Pandemie hat für viele Menschen Arbeit und Einkommen verändert – oft negativ, manchmal auch positiv. In den nächsten Wochen lassen wir hier jene zu Wort kommen, die Corona direkt im Arbeitsalltag und auf dem Konto spüren.

Elfte Folge: Leiter des Bulgarischen Kulturinstituts in Berlin, Borislav Petranov

„Seit zwei Jahren bin ich jetzt Leiter des Bulgarischen Kulturinstituts in Berlin, und ich muss sagen, das ist kein leichter Job. Bulgarien ist ein kleines Land, und ich agiere da eher in einer Nische. Wir veranstalten regelmäßig Ausstellungen, Filmvorführungen, Lesungen und Konzerte. Besonders mein Projekt Jazzclub BKI Berlin ist ziemlich gut angekommen. Weil ich nur maximal 100 Plätze anbieten kann, hatte ich auch schon angefangen, nach anderen Veranstaltungsorten Ausschau zu halten.

Doch dann kam Corona. Seit Mitte März ist das Kulturinstitut geschlossen – nur im Herbst konnte ich zwei Monate öffnen. Hinzu kommt, dass jetzt ja auch keine Künstler*innen mehr so einfach nach Berlin kommen können.

Einige Präsenzveranstaltungen habe ich trotzdem noch hinbekommen. Im September haben wir Arbeiten bulgarischer Maler*innen aus dem 20. Jahrhundert gezeigt, die normalerweise in der bulgarischen Botschaft hängen. Am 30. Oktober wurde im Kulturinstitut und in einer Galerie in Berlin-Marzahn ein Multimediaprojekt mit Videokunst, Skulpturen und Bildern bulgarischer und deutscher Künst­le­r*in­nen mit einer Vernissage eröffnet. Drei Tage später war’s das dann schon wieder – Lockdown.

Einige Aktivitäten habe ich notgedrungen ins Internet verlegt. Einmal im Monat präsentieren wir auf unserem Youtube-Kanal ein Konzert der Sofioter Philharmonie, das 14 Tage lang abrufbar ist. Gerade ist eine Onlinewoche des bulgarischen Spielfilms zu Ende gegangen, jeden Tag ein Film. Manchmal gab es technische Probleme, aber dann reichen wir eben den ein oder anderen Film nach. Natürlich ist jetzt alles komplizierter geworden, aber auf unserer Facebook-Seite haben wir viel positives Feedback gekommen. Offensichtlich erreichen wir online viele Menschen.

Am 30. November muss ich dem bulgarischen Kulturministerium, meinem Geldgeber, das Programm für die kommenden sechs Monate vorlegen. Ich denke da an verschiedene Ausstellungen, zum Beispiel mit Postern oder Plakaten auf der Grünfläche vor der bulgarischen Botschaft. Da könnten die Leute dann trotz Corona hingehen. Jetzt muss ich aber erst einmal herausfinden, wie viel das kosten würde. Denn ich weiß noch nicht, ob unser Budget vielleicht gekürzt wird. Sollte es mit der Pandemie besser werden, habe ich schon einen Plan B. Zum Beispiel eine Präsentation von Ikonen aus Bulgarien. Aber das ist zurzeit noch Zukunftsmusik.

Foto: Wolfgang Strack

Borislav Petranov

ist Direktor des Bulga­rischen Kulturinstituts in Berlin.

Die Pandemie hat übrigens auch Auswirkungen auf mein Privatleben. Meine Frau lebt berufsbedingt in Wien, auch meine beiden Kinder studieren dort. Wir haben uns in diesem Jahr nur einige Male gesehen. Das hat auch Vorteile. Ich bin seit 30 Jahren verheiratet, und meine Ehe ist frischer denn je.“

Protokoll: Barbara Oertel