Ein Festival muss umziehen

KULTURPOLITIK Das Musikfestival MS Dockville muss sich einen neuen Standort suchen. Das Gelände in Wilhelmsburg soll „hafenbezogen“ genutzt werden

„Wenn sie uns keine Lösungen vorlegen, sind wir weg“

JEAN REHDERS, DOCKVILLE

Im vergangenen Jahr versanken tausende Besucher des MS Dockville in Wilhelmsburg im Schlamm. „Land unter“ heißt es in diesem Jahr wohl aus einem anderen Grund: Das Musik- und Kunst-Festival rund um den Reiherstieg muss für die kommenden Jahre, mal wieder, nach alternativen Nutzungsflächen suchen.

Ein Teil des Festivalgeländes soll 2013, nach der Bundesgartenschau, für mindestens 20 Millionen Euro saniert werden. Ab 2014 will die Hamburg Port Authority (HPA) das Areal dann „hafenbezogen“ nutzen. Dies geht aus einem vom Senat vorgelegten Entwurf des Hafenerweiterungsplans und der Antwort auf eine Kleine Anfrage der GAL-Bürgerschaftsfraktion hervor.

„Die 10,5 Hektar sind größtenteils Campingfläche, ohne sie können wir uns nicht mehr finanzieren“, sagt Jean Rehders aus dem Presseteam des Festivals. „Die Gespräche mit der Stadt waren immer konstruktiv, aber wenn sie uns keine geeigneten Lösungen vorlegen, sind wir weg.“ Über zwei alternative Angebote aus Schleswig-Holstein werde aktuell verhandelt, eine wirkliche Planungssicherheit habe es in Hamburg bisher nie gegeben, man hangele sich von Jahr zu Jahr, so Rehders.

Die Grünen fordern, das Dockville auf jeden Fall in Hamburg zu halten. „Dockville ist ein einzigartiges Kulturfestival jenseits des kommerziellen Mainstreams. Die über 20.000 Besucher erleben Hamburg jedes Jahr als kulturell offene und grüne Hafenstadt“, sagte die kulturpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Christa Goetsch.

Gabriele Dobusch, kulturpolitische Sprecherin der SPD, sieht keinen Handlungsbedarf: „Das klingt nach Sommerloch, momentan sollte man lieber das Kunstcamp genießen. Das Dockville ist toll. Wenn man es halten könnte, wäre das großartig.“

Rehders hingegen sieht ein kulturpolitisches Ungleichgewicht: „Im Vergleich zu anderen Kulturprojekten ist die Unterstützung der Stadt bei uns eher mager. Woanders könnte das für uns besser sein.“ ARS