Gastfreundliche Niedersachsen

MUSIKALISCHER KULTURAUSTAUSCH Geht doch: Unter dem Motto „Echt Niedersächsisch: Die Welt zu Gast“ bringt die 22. Ausgabe der Fredener Musiktage eine Woche lang niedersächsische Musik vom Barock bis zur Gegenwart mit Künstler_innen aus aller Welt zusammen

Dass ein Niedersachse offene Ohren haben kann, kann man von Gunter Hampel lernen

VON ROBERT MATTHIES

Als „sturmfest und erdverwachsen“ besingt sich ein nicht geringer Teil der Niedersachsen bekanntlich immer noch gern regelmäßig und lauthals. Die weltoffene Gastfreundlichkeit, die die Internationalen Fredener Musiktage nun in ihm entdeckt haben, sucht man zumindest in Grotes martialisch-reaktionärem Niedersachsenlied hingegen leider noch vergeblich. Aber an politisch korrigierten Versionen hat ein Großteil von Widukinds Stammeskindern bis heute nicht wirklich Interesse.

Umso mehr ist man geneigt, zu hoffen, dass die 22. Ausgabe des Musik-Festivals an der Leine, die unter dem ausdrücklich „ungewöhnlichen“ Motto „Echt Niedersächsisch: Die Welt zu Gast“ Musik niedersächsischer Komponist_innen vom Barock bis zur Gegenwart eine gute Woche lang mit Musik aus Ghana, der Türkei, Schweden, Indien, China und Japan in einen „interkulturellen Dialog“ treten lassen will, zumindest rund um Freden die Erdverwachsenheit tatsächlich ein wenig über den niedersachsentümelden Tellerrand sprießen lässt. Weltoffene Vorbilder findet man hier jedenfalls etliche.

Vereint sind Niedersachsen und Gäste nämlich schon seit 20 Jahren ganz erfolgreich im renommierten Festivalensemble camerata freden, das dieses Jahr zum Abschluss der vierteiligen Reihe „Echt Niedersächsisch“ in der Fredener Zehntscheune unter anderem Werke Louis Spohrs, des Vechtaer Violinvirtuosen und Komponisten Andreas Romberg, des heute fast vergessenen Braunschweigers Wilhelm Fitzenhagen und Joseph Joachims, Mitte des 19. Jahrhunderts Königlicher Konzertmeister in Hannover, spielt.

Auch auf den interkulturellen Dialog mit dem Darmstädter Gu Feng Ensemble um die Sopranistin Rao Lan und die Pipa-Spielerin Dong Ya lässt sich die camerata freden ganz ohne Scheu ein. Zur Aufführung kommt ebenfalls in der in der Zehntscheune neben traditioneller chinesischer Musik eine Auftragsarbeit der jungen, in Oldenburg geborenen Komponistin Sarah Nemtsov, die mit europäischem und chinesischem Instrumentarium eine Brücke zur fernöstlichen Klangkultur schlägt.

Und dass ein Niedersachse durchaus offene Ohren für Musik aus anderen Teilen der Welt haben kann, kann man auch von der Göttinger Jazzlegende Gunter Hampel lernen, der seit nunmehr über 50 Jahren amerikanischen und europäischen Jazz zusammenbringt. Im Rahmen der Musiktage bietet er gemeinsam mit seiner Music + Dance Improvisation Company einen dreitägigen Rhythmus- und Breakdance-Workshop für Kinder an.

■ Freden, Alfeld und Hildesheim: Sa, 28. 7. bis So, 5. 8., www.fredener-musiktage.de