Knastlieder und Ganovenbeats

Es gärt in der St. Petersburger Kulturszene. Es brodelt so deutlich vernehmbar, dass man es auch hierzulande hört. Keine Frage, der russische Underground ist längst schick geworden, die Russendisko ein Thema sogar für die „Tagesschau“. In diesem maßgeblich von dem Berliner Autor Vladimir Kaminer und seinem DJ-Freund Juriy Gurzhy angeschubsten Kulturstrudel wirbelt auch die St. Petersburger Band La Minor mit, die sich ganz der Großzeit des russischen Ganovensounds widmet: einer Zeit, die etwa um 1930 begann und irgendwann in den 50ern endete.

Mit Schlagzeug, Saxophon, Kontrabass, Gitarre, Gesang und Bayan – dem russischen Akkordeon – zwirbelt das Quintett schon ein paar Jahre an seiner akustischen Version jener straßentauglichen Kriminellenmusik. Zwischen Ausgelassenheit und Schwermut: Schließlich hat man sich nach der Tonart A-Moll benannt – Kaminer zufolge angeblich der „Schlüssel zur geheimnisvollen russischen Seele“. Mittels der entsprechenden Bühnenkostüme liefert die Band auch eine ungefähre Idee, wie man sich einen echten, russischen Kriminellen vorzustellen hat: in Schiebermütze und Unterhemd.

Ihre erste CD trug den schlichten Titel „Blatnyak“, was so viel heißt wie „Knastlieder“ – Kenner loben derweil die Aufopferungsbereitschaft von La Minor: Die Musiker hören angeblich erst auf, wenn der letzte Wodka getrunken ist – das behauptet freilich jede russische Kapelle von sich. Wer die Band schon einmal gesehen hat, darf sich jetzt aber über feine Veränderungen freuen: Mittlerweile musiziert man zu siebt, geblieben ist der flotte, ja punkige Vortragsstil und die würzige Mischung aus russischer Folklore, Ska und Schwarzmeer-Klezmer.

Mitveranstalter der wilden Sause am Sonnabend im Fundbureau ist das Hamburger Datscha-Projekt (www.datscha-projekt.de). Seit fünf Jahren werkelt die mittlerweile wohl stadtbekannte, sechsköpfige Kultur-Gang aus St. Petersburg daran, mit ihren überaus zwanglosen Datscha-Partys auch in der Hansestadt Ostblock-Drive zu verbreiten. Zu dem Zweck übrigens, so sagen sie selbst, „mit dem verdienten Geld eine Datscha auf der Krim bauen lassen“. Eine gute Sache, finden wir. MS

Datscha-Party mit La Minor: Fr, 22. 7., 21 Uhr, Fundbureau