sieben sachen
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Nicht mehr zeitgemäß: Flaneur im Frack Foto: Paul Gavarni/Wikimedia

Los ohne Ziel

Dass das Spazierengehen mit Freunden oder Familie wieder eine Renaissance erfährt, ist schon lustig. Wobei es nicht alle ins Grüne zieht: Manche reißen auch täglich schnellen Schrittes Kilometer im steinernen Berlin runter. Unser Vorschlag: Laufen Sie ohne Ziel los und erkunden Sie Ecken in ihrer Nachbarschaft, die sie immer aussparen. Es geht natürlich auch auf den Spuren von Flaneur Franz Hessel oder in moderner, weiblicher Variante als „Queering the City“-Akt, bei dem die Stadt „unterlaufen“ wird.

Franz Hessel: Spazieren in Berlin (Original von 1929), Berlin-Brandenburg Verlag 2011

Schauplatz des Romanzyklus: Neapel Foto: Antuang/Wikimedia

Von Lila und Lenù

Bestimmte Medien und Kultursparten haben während der Pandemie an Wert gewonnen – alles Audiophone etwa. Soundart, Podcasts und Radio lassen sich auch in häuslicher Quarantäne wunderbar goutieren. Der Deutschlandfunk bringt nun an Heiligabend mit der „Neapolitanischen Saga“ ein „Jahrhundertepos“ (taz) in einer 4-teiligen Hörspielfassung (danach als Podcast verfügbar): Elena Ferrantes Tetralogie über die Freundschaft zwischen Lila und Lenù in Neapels Armeleuteviertel Rione seit den 1950er Jahren.

Meine geniale Freundin: Deutschlandfunk (97,7 MHz), 24. 12., 15.05 Uhr (1 & 2) & 25. 12., 14.05 Uhr (3 & 4)

Von Protesten begleitet: die Eröffnung des Humboldt Forums Foto: ccwah/Jakub Danilewicz

HuFo ist gelandet

Wer wissen will, was mit dem Humboldt Forum (fortan: HuFo) auf uns zukommt, kann sich seine „Digitale Öffnung“ vor einer Woche im Video anschauen und dürfte dann – wie Die Zeit – vermutlich zum Urteil kommen, dass der „digitale Mummenschanz“ ein „kulturpolitisches Desaster“ besiegelt. Oder man schaut sich gleich das interessante Interview mit der Kulturwissenschaftlerin Bénédicte Savoy an, das Jan Böhmermann mit ihr zum HuFo geführt hat. Hörenswert ist auch das DF-Kultur-Radiofeature „Haus der Weißen Herren“ von Lorenz Rollhäuser.

HuFo: www.humboldtforum.org & www.zdf.de/comedy/zdf-magazin-royale & rollhaeuser.de & ccwah.info/de

Kurz vor der Emigration komponiert: „Alles Schwindel“ Foto: Ute Langkafel/Maifoto

Rasante Burleske

Mit der „Babylon Berlin“-Serie sind Musik und Theater seit den 1920er Jahren wieder im Kommen. Und das Gorki Theater zeigt sein rasantes Revuetheater „Alles Schwindel“, eine „queere Mischung“ von 2017, noch einmal im Stream – eine Burleske von Mischa Spoliansky, 1932 komponiert, kurz bevor er nach London emigrierte.

Alles Schwindel: dringeblieben.de, 24.–27. 12., 19.30 Uhr

Verschachteltes Bühnenbild: „Maria Stuart“ Foto: Arno Declair

Ganz ohne Pathos

Nur drei Vorstellungen von Friedrich Schillers „Maria Stuart“ in der Regie von Anne Lenk konnten vor dem Lockdown auf der Bühne des Deutschen Theaters gespielt werden. Nun gibt es das ohne Pathos und mit viel Humor inszenierte klassische Drama, mit einem Bühnenbild so „schlicht“ wie „vielschichtig“ (MoPo), im Stream zu sehen.

Maria Stuart: www.dringeblieben.de, 26. 12., 20 Uhr

Ein Dorf wie im Mittelalter: der Kurzfilm „Valle de Goni“ Foto: Emilia Buchbinder

Verqu(e)ere Weihnachten

Die Liste der dieses Jahr in den digitalen Orbit verschobenen Events ist lang. Zwei Filmfestivals bieten noch einige Tage online Programm: Beim Weihnachtsfilmfestival gibt es u. a. neun lustige Kurzfilme – über liebesbedürftige Tannenbäume wie einen Deko-Wettstreit; beim queeren Filmfestival indes neben Kurz- auch sieben Langfilme (für je 5 €).

Bis 26. 12.: weihnachtsfilmfestival.de & bis 28. 12.: queerstream.queerscope.de

Kuratorinnen unter sich: Maureen Mutheu und Lewamm Ghebremariam Foto: Promo

Aus dem Schatten treten

Die internationale Clubkultur geht weit über Berliner Techno hinaus. Zu dieser Frage laden No Shade, das Kollektiv für weibliche, trans und nichtbinäre DJs, und die Networking-Plattform Transmission zu Debatten ein, am Di. mit Maureen Mutheu und Lewamm Ghebremariam.

www.volksbuehne.de: Mic Drop #2. What Makes Us Move: Unheard Stories of Dance Music in Germany, 29. 12., 19 Uhr