corona in hamburg
: „Das ist ein ganz anderes Lernen“

Foto: privat

Mike Brckalo 19, ist Schüler an der Otto-Hahn-Schule und wird dieses Jahr das Abitur schreiben.

Interview Leonie Theiding

taz: Hallo Mike, das Abitur 2021 soll erleichtert werden, sodass das Lerndefizit ausgeglichen werden kann, das durch Corona aufgetreten ist. Welche Hilfestellung wird euch nun geboten? Und, reicht diese?

Mike Brckalo: Ich freue mich auf jeden Fall, dass die Politik uns Schülern entgegenkommen möchte, trotzdem würde ich nicht alle Maßnahmen als sinnvoll bezeichnen. Besonders entlastet mich, dass wir in diesem letzten Semester keine regulären Klausuren mehr in den Fächern schreiben, in denen wir keine Prüfung absolvieren. Zum anderen dürfen die Lehrer uns konkretere Informationen in Hinblick auf die Abi-Prüfungen verraten.

Was empfindest du nicht als hilfreich?

Die Klausuren werden um eine Woche nach hinten verschoben; eine Woche im Verhältnis zu dem ganzen Jahr empfinde ich nicht als ausschlaggebend. Dann werden noch 30 Minuten an jede schriftliche Prüfung angehängt.

Kannst du uns die Herausforderung des Homeschoolings schildern?

Beispielhaft für die Umstände, unter denen wir Abitur machen, ist folgendes: Unsere Englischlehrerin hatte eine Zoom-Konferenz angesetzt. Die Seite unserer Schule, über die sich alle Lehrer einloggen, ist dann abgestürzt.

Woran lag das?

Morgens zwischen acht und neun Uhr wollen die meisten Lehrer mit ihren Schülern konferieren, was der Server nicht aushält.

Hat sie euch dann Alternativen angeboten?

Also, erst hat sie versucht andere Tools und Apps zu benutzen, jedoch hat nichts wirklich funktioniert. Diese Unterrichtsstunde ist dann ausgefallen; sie hat uns Aufgaben zugeschickt, die wir in Eigenregie beantworten sollen.

Also liegt das Problem an den Lehrer*innen?

Es gibt auch welche, die sich sichtbar bemühen, aber das ist eben nicht bei allen der Fall: Ein Lehrer hat uns mit einer dreimonatigen Aufgabe und einem einzigen Erklär-Video abgefrühstückt. Ich frag’mich auch, ob das vielleicht an deren Kompetenz in Bezug auf Technik und Digitales liegt.

Wie meinst du das?

Ich erinnere mich an viele Fälle, bei denen wir den Lehrern helfen mussten, das Smartboard anzuschalten – und so was hört man ja oft. Wenn das Anmachen eines Smartboards schon Probleme bereitet hat, wie sollen die Lehrer uns dann online auf das Abitur vorbereiten?

Gute Frage. Wie fühlst du dich dabei?

Nicht gut vorbereitet: Wir sollen uns so viel Stoff selbst beibringen, die Lehrer antworten oft auch lange nicht auf E-Mails – einmal sind zwei Wochen vergangen. Das ist ein ganz anderes Lernen, als wenn vor mir eine Person steht.