Yahoos neue Wunderwaffe

Innovativ sei sie, perfektionistisch und schmeiße auch noch die besten Partys

Marissa Mayer kennt das schon: ganz vorn sein. Die US-Computerexpertin war 1999, als die heutige Datenkrake noch ein Internet-Start-up war, die erste Frau mit einem technischen Job bei Google. Mit 33 Jahren war sie 2008 die jüngste Frau, die das Magazin Fortune jemals zu den „50 Most Powerful Women in Business“ zählte.

Und jetzt setzt sie wieder Maßstäbe: Seit gestern leitet sie einen der Global Player der Internetbranche, den Google-Konkurrenten Yahoo. Nicht als erste Frau, aber als erste Frau, die in Kürze ein Kind erwartet. Für den Yahoo-Verwaltungsrat sei ihre Schwangerschaft überhaupt kein Thema gewesen, heißt es im offenbar gut unterrichteten Blog „Allthings des Wall Street Journal“. Schließlich hätten auch etliche männlichen CEOs Kinder. Hoffentlich lesen das auch deutsche Aufsichtsräte, die über die Besetzung von Spitzenposten zu entscheiden haben!

Mayer selbst sieht die Kombination von Familie und Topjob erst einmal ganz unkompliziert. Sie werde im Herbst eine möglichst kurze Auszeit nehmen, erklärte sie beim Amtsantritt. Aber bis dahin freue sie sich erst einmal, zu tun zu haben. Einen für August geplanten Urlaub mit ihrem Mann, einem Immobilienunternehmer, sagte sie ab.

Tatsächlich steigt sie bei Yahoo zu einem Zeitpunkt ein, an dem der einstige Suchmaschinenpionier seine besten Zeiten hinter sich hat. Drei CEOs hat er im letzten Jahr verschlissen und auch nicht zu einer klaren Strategie gefunden: Sieht er seine Zukunft im Onlinehandel, in der Medienbranche oder, wie die Berufung von Mayer nun glauben lässt, doch eher an der Technologiefront?

Mayer, die 1975 in Wisconsin geboren wurde, studierte an der Stanford University Informatik und Computerwissenschaften mit dem Schwerpunkt Künstliche Intelligenz. Nach dem Abschluss arbeitete sie im IT-Lab der Schweizer Bank UBS, bevor sie bei Google einstieg, wo sie nicht nur Google Mail, die Onlinekarten und -nachrichten mitentwickelte, sondern auch für das revolutionäre Suchmaschinen-Design, den berühmten Schlitz, verantwortlich war.

Fast ist es verdächtig, wie die Branche nur Positives über sie zu berichten weiß: Innovativ sei sie, perfektionistisch und schmeiße zudem die besten Partys. Da wollten sich auch die Börsianer nicht lumpen lassen: Als Yahoo die Personalie am Montagabend bekannt gab, kletterte die Aktie um 2 Prozent. BEATE WILLMS