Schokokrise
Pünktlich zum Herbstanfang wird Kakao teurer – und damit die Schokolade. Der Markt aber wächst
„Man isst Schokolade, wenn man feiert, und man isst Schokolade, wenn man trauert.“ Diese Erkenntnis stammt von Barry Callebeaut, dem weltweit größten Lieferanten von Rohmasse für die Schokoladenherstellung. Er äußerte sie, als er im letzten Jahr gerade dazu ansetzte, den Chinesen Schokoladenkultur beizubringen. Mit guten Aussichten: Der Markt soll demnächst Wachstum im zweistelligen Bereich haben.
Bald aber dürfte Callebeaut diesen Spruch auf sich selbst anwenden. Aus Trauer. Magere Ernten in der Elfenbeinküste, dem Hauptanbaugebiet, haben dafür gesorgt, dass der Kakaopreis auf ein 24-Jahres-Hoch geschnellt ist. In der kommenden Saison, so schreibt die FTD, droht zum vierten Mal ein globales Defizit.
Pfefferkakao
Schokolade ist ursprünglich ein europäisches Produkt. Die Kolonialisten brachten die Tradition des Kakaokonsums aus der frisch unterworfenen Neuen Welt mit. Und änderten sie gleich mal ab: Der Kakao wurde nicht mit Pfeffer verschärft, sondern gezuckert. Dieses Rezept bringt man nach altbewährtem imperialistischem Prinzip jetzt auch in die Teile der Welt, die aus Klimagründen bislang recht wenig von dem schmelzanfälligen Zeug gehalten haben. Und wie es sich historisch bewährt hat, wird auch hier ein bisschen Lokales mit dem Globalen verbunden.
Kamelmilchschokolade
Das originellste Crossover dieser Art kommt aus Dubai. Dort gibt es die erste Kamelmilchschokolade der Welt. Auch in Kamelform, wenn man es gerne hübsch hat. Die Al-Nassma-Schokolade schmeckt ein bisschen salzig, aber sie ist definitiv eine Bereicherung für Schokoholics. Die ersten deutschen Schokoboutiquen haben schon angefragt, in Japan sind die Tierchen seit zwei Tagen auf dem Markt.
Die Kakaoknappheit beunruhigt Geschäftsführer Martin van Almsick übrigens wenig. Gerade hat Al Nassma zum islamischen Zuckerfest den ersten Shop in einer Mall eröffnet: Wenn der Kakao zu knapp wird, kann man da ruhig auch „Kamellatte“ oder „Kamelcino“ trinken. jul
