berliner szenen
: Bis die Lichter oben ausgehen

Everything dies, sagt Declan mit einem entschuldigenden Lächeln. Wenn er könnte, würde er das sofort ändern. Die Installation aus filmischen Arrangements und Objekten, zuerst zu sehen im Salzburger Kunstverein, jetzt bzw. hoffentlich bald im Kunstverein am Rosa-Luxemburg-Platz, sucht den Zusammenhang zwischen Kommunikationstechnik und Demenz. Der Titel „The Museum of Broadcasting and Loneliness“ spielt darauf an und auf die Sammlung elektrotechnischer Artefakte – ­Rundfunkempfänger, Mi­kro­fone, ein Stück des ersten transatlantischen Kupferkabels –, die Declans Vater im Lauf seines Elektrikerlebens aufbewahrt hat.

Das kleine Museum in Dublin gab es wirklich, später landete alles im Lager, wo Declan es gesichtet und geordnet hat. Wir stehen vor dem Black-Maze-Building Linienstraße 40 und blicken hinauf zu den weiterhin geschlossenen Ausstellungsräumen. Die Idee von einer freieren Stadtbebauung, wie sie den Architekten vorschwebte, leuchtet hier unmittelbar ein, auch wenn die Freiheit vor allem den Bewohnern der Penthousewohnungen vorbehalten ist. Meine Freundin ­Agnes wurde bei Baubeginn vor 10 Jahren aus ihrer Wohnung im Nachbarhaus geworfen. Everything dies.

Unterdessen leben die Objekte weiter in Declans Filmen, die der Kunstverein online stellt. Zu sehen sind die Telegrafenstation des Radiopioniers Guglielmo Marconi in Crookhaven, Cork, Grammofone, Radioröhren. Declan erzählt dazu von der Entwicklung der Glasfaserkabel und Problemen der Datenübertragung bei der Voyager-Mission. Die Atombatterie der 1977 gestarteten Sonde, die eine goldene Schallplatte mit einer Grußbotschaft des mutmaßlichen Kriegsverbrechers Kurt Waldheim an Bord hat, hat noch bis 2023 Saft, dann gehen dort oben die Lichter aus.

Sascha Josuweit