UN-Beobachter besuchen Trimsa

SYRIEN Ersten Berichten der Blauhelme zufolge zielte das Massaker offenbar auf Deserteure und Aktivisten. Das Regime in Damaskus weist diese Darstellung zurück

Inspektoren finden Blutlachen, Patronenhülsen, Mörser und Artilleriegranaten

BEIRUT dapd | Nach dem mutmaßlichen Massaker in Trimsa haben sich UN-Beobachter am Wochenende vor Ort ein Bild von der Lage gemacht. Auf Blutlachen, Patronenhülsen, Mörser und Artilleriegranaten seien die Inspektoren in der zentralsyrischen Ortschaft gestoßen, hieß es in einer am Samstag veröffentlichten Erklärung. Danach wurden bei dem Angriff vom Donnerstag offenbar gezielt Häuser von desertierten Soldaten und Regimegegnern ins Visier genommen. Laut Aktivisten wurden dabei bis zu 200 Menschen getötet.

Mit elf Fahrzeugen war das UN-Team am Samstag in Trimsa eingetroffen, einer Ortschaft mit weniger als zehntausend Einwohnern nordwestlich der Stadt Hama. Einzelheiten, die nach und nach über das Blutbad bekannt wurden, legten nahe, dass nicht – wie von Oppositionellen dargestellt – Zivilisten das Ziel des Angriffs waren. Vieles deutete vielmehr daraufhin, dass das Militär Aufständische verfolgte und Aktivisten und Einwohner versuchten, ihre Ortschaft zu verteidigen. Fast alle der Toten sind Männer, darunter Dutzende bewaffnete Rebellen.

Viele der Häuser seien zerstört und teilweise abgebrannt worden, teilten die UN-Beobachter weiter mit. Über die vor Ort entdeckten Artilleriegeschosse und Granaten hätten nur die Streitkräfte von Präsident Baschar Assad verfügen können. Eine Zahl der Toten nannten die UN nicht. Deren Beobachter wollten am Sonntag nach Trimsa zurückkehren.

Oppositionelle zählten bis zu 200 Leichen, darunter Dutzende in umliegenden Ortschaften oder bis zur Unkenntlichkeit verbrannte. Sie befürchteten, dass die Zahl der Opfer noch steigen könnte, da Hunderte Menschen noch als vermisst galten. Einwohner vermuteten weitere Leichen auf den Feldern oder im Fluss Orontes, der durch das Gebiet fließt.

Das syrische Regime wies die Berichte über ein Massaker in Trimsa zurück. Ziel der Offensive seien bewaffnete Kämpfer gewesen, die das Dorf zuvor in ihre Gewalt gebracht hätten, sagte der Sprecher des syrischen Außenministeriums, Dschihad Makdissi, am Sonntag vor Journalisten. „Was da passierte, war kein Angriff auf Zivilisten“, erklärte er. Berichte über den Einsatz schwerer Waffen entbehrten jeder Grundlage.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan griff das Regime von Assad erneut scharf an. Das mutmaßliche Massaker von Trimsa komme versuchtem Völkermord gleich, erklärte er. Derartige Gewalttaten seien „die Spuren eines Regimes, das vor dem Ende steht“, sagte Erdogan am Samstag.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) betrachtet den Konflikt in Syrien inzwischen als Bürgerkrieg. Damit greife an jedem Schauplatz von Feindseligkeiten im Land das humanitäre Völkerrecht, sagte IKRK-Sprecher Hicham Hassan am Sonntag. Dem Völkerrecht zufolge können Angriffe auf Zivilsten sowie die Misshandlung und Tötung von Häftlingen Kriegsverbrechen darstellen und deren Befehlshaber angeklagt werden.

Meinung + Diskussion SEITE 12