corona in hamburg
: „Schnelltests bald wie Zähneputzen“

Foto: Georg Wendt/dpa

Michael Lang58, ist seit 2017 Intendant des Ohnsorg-Theaters. Zuvor leitete er die Komödie Winterhuder Fährhaus.

Interview Harff-Peter Schönherr

taz: Herr Lang, die derzeitigen Inzidenzzahlen lassen keinen Spielbetrieb zu. Aber für den Tag, an dem es wieder losgehen kann, sind Sie gerüstet, mit 10.000 Tests. Wie soll das ablaufen?

Michael Lang: Unsere Belegschaft testen wir schon seit sechs Wochen. Seit Anfang März wissen wir zudem, dass ein Öffnungskonzept für die Kultur, wie immer es aussieht, verpflichtende Schnelltests beinhalten wird. Natürlich setzen wir darauf, dass ein Großteil des Publikums den Test schon vorher macht, ein Zertifikat mitbringt. Die Verbleibenden testen sich hier vor Ort selbst. Wir beobachten das, lesen das Ergebnis ab und dann kann man rein.

Das Ohnsorg-Theater ist damit einer der Vorreiter in Hamburg. Ist das ein Modellprojekt, zusammen mit der Kulturbehörde?

Als wir hörten, dass Tests eine der Grundvoraussetzungen der Öffnung sind, habe ich mir gesagt: „Die bestellst du jetzt! Wir werden die sowieso brauchen, auch für unsere eigenen Leute.“ Klar, die Behörde ist an Modellprojekten dran. Aber welche Häuser dafür ausgewählt werden, ist noch offen. Bis zur Öffnung wird es ohnehin noch eine ganze Weile dauern. Erst mal haben wir ja Ausgangsbeschränkungen.

Wie schätzen Sie die Bereitschaft des Pu­blikums ein, sich auf Test einzulassen?

Schnelltests werden bald wie Zähneputzen sein. Das wird zur Normalität werden für die Teilnahme am gesellschaftlichen und kulturellen Leben.

Ihre Zielgruppe ist ja schon ein bisschen älter. Ist das ein Vorteil, weil dann schon viele geimpft sind? Oder ist das ein Nachteil, weil viele zur Risikogruppe gehören?

Unser Publikum ist vor allem neugierig und sehnt sich nach Kultur. Neben älteren Abonnenten findet sich bei uns die gesamte Altersbandbreite; unsere Publikumsstruktur hat sich stark gewandelt. In unsere Studiobühne kommen ja auch Schulklassen und Kitagruppen. Allen gemeinsam ist der Wunsch, dass das Theater wieder aufmacht. Die Leute haben sich sehr, sehr sicher gefühlt hier bei uns im Hause. Es ist ja auch nicht so, dass du den Test machst und dann in einen ungelüfteten, eng gepackten Partykeller gehst. Der Saal ist ja ohnehin ein geschützter Raum, durch die Abstände, Platzbeschränkungen und moderne Lüftungssysteme.

Was zeigen Sie, wenn es wieder losgeht? „Rita will dat weten“ von Ende 2020?

Von „Rita“ haben wir tatsächlich nur die Premiere gespielt, dann war Schluss.

Eine Friseurin trifft darin auf einen Literaturprofessor und beider Welt verändert sich. Unser aller Welt verändert sich ja auch ziemlich radikal, derzeit …

Ja, das Stück hat Aktualität. Und es ist nicht das einzige, das fertig geprobt ist und sofort gezeigt werden kann. Was wir spielen können, macht mir keine Sorge. Eher, unter welchen Voraussetzungen das geschieht. Politik und Wissenschaft müssen deutlich machen: Wir öffnen Theater nicht nur, weil sie wichtig sind für Identität und Reflexion, für Geist und Seele, sondern weil sie sichere Orte sind.