„Ein Mann namens »Heller«“

Martin Heller wird Intendant der Kulturhauptstadt Europas – in Linz. In Bremen hofft man auf „positive Effekte“

Bremen taz ■ Martin Heller wird nun doch Intendant der „Kulturhauptstadt Europas“. Allerdings nicht in Bremen, dessen Bewerbung im März per Jury-Votum scheiterte, sondern in Linz. Damit hat er die für 2010 auf Platz eins gesetzten Essenern doch noch überholt – Linz ist nämlich schon ein Jahr vor der deutschen „Kulturhauptstadt Europas“ am Zug.

Gestern wurde Heller der österrreichischen Öffentlichkeit vorgestellt. Schon zuvor hatten die „Oberösterrreichischen Nachrichten“ orakelt, wer den wichtigen Posten erhalten würde: „Es verdichten sich Hinweise, ein Mann namens ,Heller‘ könnte künstlerischer Intendant der EU-Kulturhauptstadt Linz werden.“ Woran sich die Frage anschloss, ob es sich dabei um André handle, den Präsentator der „Begnadeten Körper“ und „Kristallwelten“.

Der echte Heller passte sich der Diktion seines Namensvetters bereits nahtlos an, als er jetzt erklärte: „Kulturhauptstadt zu werden, hat etwas Magisches“. Ganz irdisch-konkret ist dabei bereits der Neubau des Linzer Musiktheaters und der Ausbau des Ars Electronica Centers (siehe www.linz09.info)

Heller hat sich dem Vernehmen nach gegen 42 MitbewerberInnen durchgesetzt. Nun soll er umsetzen, was die EU-Jury unter anderem begeisterte: „The panel liked the use of the Danube [Donau] to draw on Bavarian elements and Czech visitors.“ Was aber führen die Wasser der Weser mit sich? Heller sieht durchaus Synergien: „Aus dem Steinbruch der Bremer Bewerbung fällt sicher der eine oder andere Block für hier ab.“ Was auch in umgekehrter Richtung zu gelten scheint. Der aktuelle Linzer Kulturentwicklungsplan mit seiner Betonung von Projektförderung und freier Szene lieferte bereits erheblichen Input für die Entwicklung des Bremer Kultur-„Masterplanes“.

Derweil quillt der Chatroom des österreichischen Fernsehens (ORF) vor begeisterten Aphorismen über: „Woanders werden die Tage kürzer, in Linz wird es heller.“ Wie steht es damit in Bremen? Hellers Linzer Engagement werde „einen positiven Effekt auf die Positionierung der Stadtwerkstatt Bremen haben“, deutet Kultursenator Jörg Kastendiek an.

Henning Bleyl