Der Storchenvater

Ein kleiner Ring um das rote, leicht angewinkelte Bein blitzt auf. Majestätisch breiten sich die Flügel aus, schlagen ein, zwei Mal lautlos in der Luft, zur Begrüßung klappert es. Nach bis zu 10.000 zurückgelegten Kilometern endlich die finale Landung für Adebar, den Weißstorch.

Helmut Eggers hat so eine Szenerie schon unzählige Male beobachtet. Doch wie bisher, als ehrenamtlicher Storchenbetreuer für die Region Lüneburg, wird er das in Zukunft nicht mehr – aus Protest legt er sein Amt nieder. Grund ist das vom Umweltministerium in Niedersachsen gelockerte Fütterungsverbot für Storche – und die Art, wie mit ihm umgegangen wird: „Lange Zeit galt ein Betreuungsgrundsatz. Eine Fütterung ist nach dieser nicht zielführend und unvereinbar mit unserer Vorstellung von Storchenschutz“, sagt Eggers. „Und nun, als Mitglied der Nabu Landesarbeitsgruppe, erteilt mir das Ministerium keine Beringungserlaubnis mehr. Das ist Erpressung, der Umgang mit dem Ehrenamt haarsträubend.“

Über 40 Jahre schon kümmerte sich der 58 alte Lübtheener um die Horste und Jungtiere, legte ihnen Ringe zur Identifikation an und sorgte sich, wo er konnte. „Der Storch ist das Zugpferd für den Naturschutz und hat eine Identifikationsfunktion. Überall wird Mais für die Biogasanlagen angebaut, der Storch findet dort keine Nahrung. Aber mit ein paar Storchenfütterungsstellen ist die Welt dann ja wieder in Ordnung“, sagt er.

Besonders wurmt Eggers außerdem, wie mit verdienten Ehrenamtlichen umgesprungen wird. „Vor sechs Jahren habe ich von Christian Wulff eine Ehrennadel ans Revers geheftet bekommen, jetzt lässt man mir noch drei Monate – das lasse ich so nicht mit mir machen.“

Seine Liebe zu den Störchen muss nun erstmal in das Private wechseln. Es wird zur Freizeitbeschäftigung, wenn er die Tür seiner Apotheke, die er zusammen mit seiner Frau betreibt, zuzieht. „40 Jahre, eigentlich wollte ich die 50 vollmachen“, sagt Eggers und klingt dabei ein wenig verbittert. ARNE SCHRADER