berliner szenen
: Bälle bei Bernau am Abend

Abends zieht es uns raus in die Rieselfelder. Wir bestaunen Stadien der Renaturierung. Am Weg ins Gehege der pigmentfreien englischen Parkrinder warnt ein Schild vor dem Gemeinen Holzbock. Von den Aussichtsplattformen sind Enten zu sehen und Schwäne ohne Kopf. Die Apfelbäume halten die Blüten noch etwas zurück. Hier fließt die Panke recht schön. Daneben haben sie alte Buchen gefällt. Im Schrebergartenverein ist schon Schicht, nur ein einzelner Gärtner sitzt in seiner Hütte und schaut fern. Ein Bläuling kreuzt unseren Weg. Dann ein Grünling. Dann ein Zitronenfalter. Gänse auf der Wiese und Kraniche. Der Italiener am See macht Frühjahrsputz. Er zieht den Schriftzug nach: Dolce Italia. Nebenan hat ein Schreibcoach sein Office. Er baut allerhand an. Ein nackter Arsch ragt aus dem Schilf. Niemand schwimmt. Bier kostet vier Euro. Unterwegs setzt Regen ein. Wir fahren bei Bernau ab und landen im Golf Resort. In kleinen Boxen stehen Chinesen und schlagen weiße Bälle durch die Luft. Manch einer endet im Fließ. Den schlammigen Ball steckt der Caddie in eine Drehorgel. Am Wegesrand noch ein gefallener Baum. Landkartenflechten, Baumbärte und unterschiedlich orientierte Zunderschwämme. Ein Junge sucht das Gebüsch nach Bällen ab. Der Vater steht Schmiere. An ihrer statt findet er einen Hammerhai. Die Rinder grasen im Dickicht. Der Caddie dreht an der Kurbel. Ein Mann klettert über die Absperrung, um den Sonnenuntergang zu fotografieren. Wie Champignons liegen die Bälle in der Wiese. Ein Regenbogen spannt sich von einem Dorfende zum anderen. Noch im Regen üben die Chinesen tapfer den Abschlag. Weiß kommt der Ball wieder zum Vorschein. Wir tanken und prüfen den Reifendruck, desinfizieren unsere Hände und gehen schlafen.

Sascha Josuweit