„Die Patienten sollen keine Angst haben“

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Janina Schwabl 34, ist Neurologin im Sengelmann Institut für Medizin und Inklusion am Evangelischen Krankenhaus Alsterdorf.

Interview Isabella Boor

taz: Frau Schwabl, was ist das Besondere an Ihrem Impfzentrum?

Frau Schwabl: Wir machen hier ein zusätzliches Angebot zum Impfzentrum in den Messehallen, für Menschen mit einer geistigen Behinderung oder dem Down-Syndrom, mit schweren Epilepsien oder Contergan-Schäden. Wir haben eine ruhigere Atmosphäre. Das ist für die Patienten mit Behinderungen sinnvoll, weil sie dann weniger Angst haben.

Angst? Wovor denn?

Wer nicht versteht, was eine Impfung überhaupt ist, der muss vielleicht erst mal beruhigt werden, bevor er die Impfung bekommt. Die Menschen ohne Behinderung, die wir hier impfen, sind zum Beispiel Kontaktpersonen, die auch zur Impfung berechtigt sind.

Warum bieten Sie die Impfungen an?

Wir sind auf die Behandlung von erwachsenen Menschen mit Behinderung spezialisiert. Viele unserer Patienten oder deren Eltern sind auf uns zugekommen und haben gesagt: „Menschen mit Behinderung dürfen jetzt geimpft werden, aber wir wissen gar nicht wie wir das machen sollen.“ Die erwachsenen Kinder leben wegen der Behinderung noch bei den Eltern und zu denen kommt kein mobiles Impfteam. Viele wären total verängstigt, wenn sie ins städtische große Impfzentrum müssten. So haben wir uns überlegt, für diese Gruppe ein Impfzentrum zu gründen, das es für den Patienten leichter macht.

Was machen Sie denn anders?

Impftermine für Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Angehörigen sind unter https://t1p.de/602o buchbar. Infos unter ☎50 77 34 56

Unser Ziel ist es, dass die Patientinnen und Patienten keine Angst haben und die Impfung akzeptieren. Wir haben hier viel Erfahrung mit Menschen mit geistiger Behinderung. Wir machen nur etwa 80 Impfungen pro Woche – und das nicht im Fünf-Minuten-Takt, sondern wir haben rund 20 bis 30 Minuten für eine Person eingeplant.

Was machen Sie in der Zeit?

Wir sprechen mit den Patienten, beruhigen sie mit Entspannungsmusik, Düften oder Vi­brationskissen, die gerade bei autistischen Patienten sehr gut helfen. Wir haben auch Ablenkungsmöglichkeiten und Belohnungen. Das besprechen wir dann immer mit den Angehörigen. Unsere Erfahrungen sind sehr gut, und die Patienten und Angehörigen sind nach der Impfung oft sehr erleichtert, weil sie einen Schutz vor Corona haben.