„Unsolidarische Entscheidung“

Niedersachsens Landesarmutskonferenz kritisiert die angekündigte Aufhebung der Impfpriorisierung

Die Landesarmutskonferenz Niedersachsen (LAK) hat die geplante Aufhebung der Corona-Impfreihenfolge ab dem 7. Juni als unsolidarisch kritisiert. Die Entscheidung „gibt dem Druck der Lauten und Drängler nach“, sagte LAK-Geschäftsführer Klaus-Dieter Gleitze am Sonntag in Hannover. Während gesunde, selbstbewusste Gutverdienende beim „Rennen um den rettenden Stoff schon im Ziel“ seien, versuchten viele Kranke und Schwache noch „mit den Startblöcken klarzukommen“.

Gerade Menschen in „sozialen Brennpunkten“ seien oft von Armut und Ausgrenzung betroffen. Zudem seien sie häufig vorerkrankt und erhöhten gesundheitlichen Risiken ausgesetzt, so Gleitze. Solange es keine verlässlichen Daten über den Impffortschritt bei Menschen mit Vorerkrankungen gebe, sei eine frühzeitige Aufhebung der Impfpriorisierung nicht gerechtfertigt.

Die LAK fordert, dass dort weiterhin mit Priorität geimpft wird. Zudem müsse „kultursensible Werbung“ für die Impfung gemacht werden, die Sprach-, Bildungs- und Informationsdefizite berücksichtige. Andernfalls sei „die Phrase vom ‚Survival of the Fittest’nahezu wörtlich zu nehmen“.

Die LAK ist ein Zusammenschluss der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege, des DGB-Landesbezirks Niedersachsen/Bremen sowie von weiteren Initiativen. Zu ihren Aufgaben zählt die LAK, den gesellschaftlichen Skandal von Armut im Reichtum zu verdeutlichen und Vorschläge zur Bekämpfung zu entwickeln. (epd/taz)