heute in bremen
: „Die denken, Welpen sind Kuscheltiere“

Mahnwache gegen illegalen Welpenhandel: 13 bis 15 Uhr vor dem Bremer Hauptbahnhof

Interview Lisa Bullerdiek

taz: Frau Wohner-Mäurer, warum wollen Sie mit einer Mahnwache auf illegalen Welpenhandel aufmerksam machen?

Brigitte Wohner-Mäurer: Obwohl es oft Berichte in den Medien darüber gibt, kaufen die Leute immer noch Welpen über Ebay. Die kommen oft aus Osteuropa. In illegalen Zuchtstationen werden Hunde als Gebärmaschinen behandelt, dürfen nie raus. Die Welpen werden viel zu früh von der Mutter weggenommen. Sie sind auch oft krank und haben gefälschte Dokumente. Mit Corona ist die Nachfrage noch gestiegen.

Beobachten Sie das auch bei sich im Tierheim?

Ja, bei uns kommen fast täglich Anrufe von Leuten, die Hunde gekauft haben. Die sind dann oft krank oder schon tot. Gerade befinden sich zwölf sichergestellte Welpen aus illegalem Handel im Bremer Tierheim.

Wie erklären Sie sich die gestiegene Nachfrage?

Die Leute haben Zeit. Sie wollten vielleicht schon lange einen Hund haben. Viele sind auch einsam und wünschen sich was zum Knuddeln. Die denken, Welpen sind Kuscheltiere.

Worauf sollte man achten, wenn man einen Hund haben will?

Nicht über Ebay oder übers Internet kaufen. Am besten geht man in ein Tierheim. Dort wird man beraten, man kann durchsprechen, ob man sich überhaupt einen Hund anschaffen sollte, ob man die Kosten tragen kann. Die Leute geben ihre Tiere zu uns, wenn sie Probleme haben. Aber man kann sie nicht einfach zurückgeben wie etwas aus dem Laden. Wer sich jetzt einen Hund holt, sollte sich auch fragen: Habe ich auch nach Corona noch genug Zeit?

Foto: privat

Brigitte Wohner-Mäurer

72, seit Ende 2017 Vorsitzende des Bremer Tierschutzvereins.

Die Be­trei­be­r*in­nen der Internetseiten tragen auch Verantwortung, oder?

Ja, wir fragen uns schon lange, warum die nichts machen, warum sich zum Beispiel Ebay auf so etwas einlässt. Wir wollen, dass es verboten wird, Tiere dort zu verkaufen.

Braucht es auch politische Maßnahmen, um dagegen vorzugehen?

Langfristig auf jeden Fall. Die Politik muss was machen. Jetzt akut müssen wir mit der gewachsenen Nachfrage durch Corona umgehen und die Leute weiter aufklären. Es wäre auch toll, wenn man auf die Länder Einfluss nehmen könnte, aus denen die Tiere kommen. Aber das ist ein langer, weiter Weg.