Der Palast wird verschifft

Im September wird der Abriss des Palasts der Republik ausgeschrieben, im Dezember soll der Rückbau beginnen. Wie das geschehen soll, ist bereits detailliert geplant. Auch Gegner der Demontage können daran wohl nichts mehr ändern

Die Pläne für den Abriss des Palasts werden konkret. Das Ingenieurbüro „Specht, Kalleja und Partner“ prüft derzeit im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung die Details der europaweiten Ausschreibung für den Abriss, die im September erfolgen soll. Im Dezember sollen die (Ab-)Bauarbeiten dann beginnen.

„Zunächst wird nur die Baustelle eingerichtet. In diesem Jahr sieht man von Kränen noch gar nichts“, erklärt die Sprecherin von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD), Manuela Damianakis, den Beginn der Arbeiten.

So unspektakulär, wie der Abriss beginnt, soll er auch weitergehen. Der Palast wird nach Auskunft der Senatorin Stück für Stück demontiert und mit anfangs zwei, später drei Kränen abgetragen. Eine Sprengung oder die Verwendung einer Abrissbirne kommen aufgrund der Lage des Gebäudes nicht in Frage. Nahe gelegene Bauten werden vorsichtshalber mit Schwingungsmessern ausgestattet.

„Mit den geplanten Maßnahmen besteht während des Abrisses keine Gefahr für die umliegenden Gebäude“, versichert Stavros Savidis, Professor für Grundbau und Bodenmechanik an der Technischen Universität Berlin. Ganz unproblematisch ist der Abriss dennoch nicht. Der Palast steht auf einer Gründungswanne, die unter dem Grundwasserspiegel liegt. Das Gebäude drückt mit seinem Gewicht die Wanne nach unten. Bei einem Abriss besteht laut Savidis die Gefahr, dass diese Wanne vom Wasser nach oben gestemmt wird. Um das zu verhindern, wird man während des Abbaus Sand in die Wanne einspülen. „So kompliziert ist das alles nicht“, versichert Savidis. „Hier in Berlin wurden in den letzten zehn Jahren zig Gebäude unter Wasser gegründet.“

Während die Gründungswanne also für die neugierigen Berliner unsichtbar bleibt, können sie die demontierten Teile des Palasts auf der Spree schwimmen sehen. Die abgetragenen Materialien, darunter 20.000 Tonnen Stahl, werden auf Schiffen abtransportiert.

20 Millionen Euro soll der Abriss kosten. Zwei Drittel der Summe kommen vom Bund, den Rest trägt das Land Berlin. Ob der Palast im Frühjahr 2007 wirklich restlos abgebaut sein wird wie geplant, ist laut Damianakis noch nicht ganz sicher: „Bei so einem großen Projekt mit europaweiter Ausschreibung gibt es ein Prozessrisiko. Das könnte den Abriss noch verzögern.“

Kultursenator Thomas Flierl (PDS) ist weiterhin gegen einen Abriss, zumindest so lange, wie es kein konkretes Anschlussprojekt gibt. „Er hat aber als Kultursenator und auch als Privatperson keine Chance, gegen den Beschluss des Bundestags vorzugehen“, sagt Flierls persönliche Referentin Dominique Krössin. Bis zum Abriss bemüht sich der Kultursenator um eine sinnvolle Zwischennutzung des Palasts. Doch ob Udo Lindenberg im Oktober wirklich das Abschiedslied für den Palast singen wird, kann Krössin derzeit nicht sagen.

FRAUKE ADESIYAN