Die Pop-Ikone und das modifizierte Rhönrad

Das Kulturprogramm der World Games wurde früh marginalisiert. Bereits im Januar warf Kulturmanager Dietmar N. Schmidt das Handtuch. Jetzt kommt kurz Pop-Ikone Nena und die Ausstellung „Spielräume“ reflektiert Kunst im Spiel

Duisburg taz ■ Bei den World Games ist auch das Kulturprogramm nicht olympisch. Unter dem Motto „Summer of Culture“ werden Künstler wie MIA, Max Herre, Julie Delpy, 2raumwohnung und die Duisburger Philharmoniker auftreten. „Das ist ein hochkarätiges Kulturangebot“, glaubt Peter Langner, Geschäftsführer der Spiele zwischen MSV-Arena und Regattabahn. Doch hat die Auswahl eher das Niveau des Innenstadtfestes „Bochum Total“, bei dem traditionell die gleiche Liga vertreten ist. Um bei der Eröffnungsfeier, bei der Bundesinnenminister Otto Schily feierliche Worte spricht, keine leeren Ränge zu riskieren, hat man Pop-Ikone Nena und den Star-Tenor José Cura für Kurzauftritte engagiert. Präsentiert wird die Veranstaltung von der TV-Moderatorin Ulla Kock am Brink.

Schon vor Monaten war klar, dass das Kulturprogramm währen der internationalen Sportwettkämpfe marginalisiert ist. Zuerst hat die Stadt Duisburg ihr eigentlich parallel laufendes Kulturfestival „Akzente“ abgesagt, dann warf Dietmar N. Schmidt, der Leiter des Kulturprogramms der World Games, entnervt das Handtuch. Er wolle sich den „Zumutungen der Aufgabenstellung und ihren wechselhaften Rahmenbedingungen“ nicht länger aussetzen, erklärte der Kulturmanager bereits im Januar. In Wahrheit ging es aber um „unterschiedliche Auffassung über die Einhaltung des Budgets“ zwischen Schmidt und dem damaligen Geschäftsführer der World Games Gerd Bildau. Bildau starb während seines Osterurlaubes an einem Herzinfarkt.

Es blieb ein bisschen Theater, ein bisschen Musik und die Ausstellung „Spielräume“ im Wilhelm Lehmbruck Museum. „Wir sind auch der Rest der Akzente“, sagte Museumschef Christoph Brockhaus bei der Eröffnung. 26 internationale zeitgenössische Künstler zeigen zu den Themen Rollenspiele, Körperspiele, Gesellschaftsspiele und Spielorte Arbeiten, die teilweise die Besucher zum Mit-Spielen verführen sollen. Richtig sportlich geht es zu bei Mindaugas Tendziagolskis, der ein künstlerisch modifiziertes Rhönrad und andere Sportapparaturen ausstellt. Sie werden erst durch die physische Aktion der Besucher zu autonomen Kunstwerken, können für gymnastische Übungen, aber auch für komplizierte Akrobatik benutzt werden. Und so kam der durchtrainierte Schüler bei der Eröffnung im Rhönrad schnell auf die schiefe Bahn und stöhnte sichtlich. Kunst kann ebenso schweißtreibend sein, wie die Wettkämpfe in der MSV-Arena.

PETER ORTMANN