Amokläufer schrieb Testament

ANSBACH 18-Jähriger hatte seine Tat geplant. Ermittler haben aber noch kein Motiv für die Tat gefunden. Schwer verletzte Schülerinnen außer Lebensgefahr

ANSBACH rtr/dpa/ap | Einen Tag nach dem Amoklauf an einem Gymnasium im fränkischen Ansbach haben die Ermittler noch kein Motiv für die Tat des 18-Jährigen. Offenbar aber hatte er das Verbrechen geplant. Das sagte Oberstaatsanwältin Gudrun Lehnberger am Freitag.

Bei der Durchsuchung seines Zimmers hätten die Einsatzkräfte ein Testament gefunden. Das handgeschriebene Dokument sei mit „9/11“ – also dem Datum der Terroranschläge von New York – versehen gewesen. Auf einem Kalenderblatt habe außerdem unter dem Datum vom Donnerstag der Eintrag „Apocalypse today“ gestanden. „Aus den sichergestellten Schriftstücken ergaben sich keine konkreten Drohungen gegen konkrete Personen“, sagte Lehnberger.

Der Schüler, der eigentlich am Freitag zu einer Abschlussfahrt nach Rom aufbrechen sollte, sei in keiner Weise aktenkundig gewesen, sagte Schulleiter Franz Stark. „Er galt als introvertiert.“ Nach Angaben der Staatsanwältin war er in psychotherapeutischer Behandlung.

Der Schüler war mit fünf Brandsätzen, vier Messern und einem Beil bewaffnet, so Lehnberger. Er habe je zwei Brandsätze in zwei Klassenzimmer geworfen. Damit und mit dem Beil habe er insgesamt zehn Menschen verletzt, neun Schüler und einen Lehrer. Zwei 15-jährige Mädchen aus der 10. Klasse wurden schwer verletzt, sie sind inzwischen außer Lebensgefahr.

Als wenige Minuten nach dem Notruf zwei Streifenpolizisten in der Schule eintrafen, versteckte sich der 18-Jährige in einer Toilette und ging dann mit gezücktem Messer auf die Beamten zu, so Lehnberger. Darauf habe einer der Polizisten geschossen. Der 18-Jährige liegt im künstlichen Koma. Der Ermittlungsrichter erließ Haftbefehl wegen versuchten Mordes in zehn Fällen.

Polizeigewerkschaften und der Deutsche Lehrerverband forderten deutlich mehr Schulpsychologen und kritisierten Versäumnisse der Politik. SAM

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