Zur Haft in die Heimat

AMTSHILFE Vorwurf: versuchter Totschlag. Ein Neonazi ist an die Schweiz ausgeliefert worden

In der Schweiz wurde der bekennende Nationalsozialist im Januar zu 39 Monaten Haft verurteilt

Fast zwei Monate nach seiner Verhaftung ist der Schweizer Neonazi Sebastien Nussbaumer an die Schweiz ausgeliefert worden. Dem 25-Jährigen legt die Kantonspolizei Zürich zur Last, Anfang Mai einen 26-Jährigen niedergeschossen und schwer verletzt zu haben. Nussbaumer sei bereits am Donnerstagabend nach Zürich geflogen worden, erklärte gestern Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers. Begleitet hätten ihn drei Beamte der Kantonspolizei.

Nach der ihm vorgeworfenen Tat war Nussbaumer in Richtung Hamburg geflüchtet. Gefasst wurde er am Fernbahnhof in Harburg: Als Nussbaumer dort frühmorgens eintraf – er soll eine Freundin in Buchholz haben – wartete ein Spezialkommando auf ihn und überwältigten den 1,90-Meter-Mann. „Aufgrund eines Hinweises war ein schneller Zugriff möglich“, erklärte seinerzeit die ermittelnde Züricher Staatsanwältin Claudia Casper, die die deutsche Polizei um Amtshilfe gebeten hatte.

In Nussbaumers Rucksack stellten die Fahnder eine scharfe Pistole sicher. Seither saß der Schweizer in Auslieferungshaft. Die hiesige Staatsanwaltschaft leitete ein Verfahren wegen Verstoß gegen das Waffengesetz ein, wird es aber wohl an die Schweiz abgeben: Dort wurde der bekennende Nationalsozialist im Januar wegen 44 Delikten aus den Bereichen Rassendiskriminierung, Drohung, Gewalt gegen Beamte und Tätlichkeiten zu insgesamt 39 Monaten Haft verurteilt.

Auch an der Elbe ist Nussbaumer kein Unbekannter: So nahm er am 1. Mai 2008 am Neonaziaufmarsch in Barmbek teil, bei dem massiv Gegendemonstranten, Polizisten und Journalisten angegriffen wurden. Nachgesagt werden ihm auch Kontakte zur rechtsextremen Gruppe „Nationalkollektiv Hamburg / Weiße Wölfe Terrorcrew Sektion Hamburg“. PETER MÜLLER