Staudammgegner in Malaysia verhaftet

ENERGIE Demonstranten protestieren gegen die Zerstörung von Lebensraum indigener Gruppen

Die Penan leben traditionell als Jäger und Sammler

BERLIN taz | Mindestens 14 Gegner des umstrittenen Murum-Staudamms sind am Donnerstag in Malaysia festgenommen worden. Unter ihnen waren auch sechs Mitglieder der indigenen Gruppe der Penan, die das Gebiet seit etlichen Generationen bevölkern. Die Menschenrechtsorganisation Survival International zeigte sich „extrem beunruhigt“ über das Vorgehen. „Statt die Protestierenden einzusperren, sollte die Regierung ihnen zuhören“, sagte Direktor Stephen Corry.

Die Demonstranten hatten vor dem Amtssitz des Ministerpräsidenten des Bundesstaates Sarawak im malaysischen Teil der Insel Borneo gegen das 1,5-Milliarden-Dollar-Projekt protestiert. Der geplante Damm im oberen Rejang-Becken würde nicht nur die Lebensgrundlage der Penan zerstören, sondern auch ihre Begräbnisstätten überfluten. Die chinesische Three Gorges Project Corporation hatte vergangenes Jahr den Zuschlag erhalten und mit den Vorarbeiten begonnen.

Die Aktivisten hatten geplant, der Regierung eine Petition zu übergeben, die sie auffordert, das Projekt zu stoppen. Über 600 Penan hatten den Aufruf unterschrieben. Raymond Abin vom Sarawak Conservation Action Network, der wegen der Protestaktion derzeit ebenfalls in Haft ist, sagte, es sei den Demonstranten nicht erlaubt worden, mit ihrer Forderung vorzusprechen. Nach vier Stunden friedlichen Protests vor dem Regierungsgebäude seien sie verhaftet worden. Anklage sei jedoch bisher nicht erhoben worden.

Laut Survival International, die sich für den Schutz von indigenen Völkern einsetzt, werden die Penan und andere Ethnien in Sarawak schon seit Jahrzehnten von der Regierung zugunsten wirtschaftlicher Interessen nach und nach aus ihren Siedlungen vertrieben.

Die Penan leben traditionell als Jäger und Sammler und ernähren sich in der Hauptsache von der Sagopalme, deren Früchte sie zu Mehl verarbeiten. Sind deren Vorkommen rund um eine Siedlung erschöpft, zieht die Gruppe weiter. Da sie nicht permanent sesshaft sind und keine Landwirtschaft betreiben, spricht ihnen die malaysische Regierung das Recht auf Land ab. Ihrer traditionellen Lebensgrundlage beraubt, ziehen viele deshalb in die Städte – wo sie dann in der Regel verarmen.

CLAUS BREUER