setareh berlin
: Alles eine Frage der Form

Elsa Sahal, „Female Factory“, Ausstellungsansicht Foto: Courtesy the artist and Setareh Berlin, Düsseldorf

Auf den ersten Blick käme man oft gar nicht darauf, dass es sich bei dem Material, aus dem die Skulpturen Elsa Sahals bestehen, die zurzeit in der Galerie Setareh ausgestellt sind, tatsächlich um Keramik handelt. Mit seiner Emaillierung, seiner Farbe oder Glasur, mal matt, mal glänzend, erinnert es mal eher an Stein, mal an Metall oder an Kunststoff. Zu grotesk überzeichneten Körperteilen hat Sahal ihren bevorzugten Werkstoff verarbeitet, Körperteilen, die sich in sich selbst verheddert zu haben scheinen, die so aussehen, als seien sie entgegen der Schwerkraft in alle Himmelsrichtungen geschleudert worden und dann durch den Schwung aus der Form geraten.

Da ist zum Beispiel Salahs Serie „Pole Dance“, die zwar auf ebendiese Körperkunst verweist, gleichsam jedoch damit verbundene Erwartungen unterwandert. Weniger erotisch gefällig, dafür umso eher komisch verzerrt sehen die Brüste und Schenkel aus, die Sahal dafür um Stangen windet und über sie drüber hängen lässt.

Seit 20 Jahren schon arbeitet Sahal mit Keramik. Wie sie das tut, das lässt sich im Hinterraum der Galerie besichtigen. Ein Arte-Interview mit der Künstlerin läuft dort in Dauerschleife, zeigt sie, wie sie Lehmblöcke auf den Studioboden knallt, damit sie weich und knetbar werden, wie sie darauf herumklopft, Werkzeug hineinstößt oder es geschmeidig in Form streicht. Dazu erzählt Sahal, wie sie sich in ihrer Arbeit mit der von Männern dominierten Kunstgeschichte auseinandersetzt, mit der Geschichte der Skulptur vor allem. Sehen kann man das auch an den ausgestellten Werken ihrer „Female Factory“, den Bezug auf Rodin etwa oder den Futuristen Boccioni – und überhaupt an ihrem Spiel mit dem Blick des Künstlers auf den weiblichen Körper.

So auch in ihrer neuesten, extra für die Galerieräume entstandenen Wandarbeit „Dancing Twins“, zusammengesetzt aus deformierten Brüsten, Schenkeln und Hintern. Köpfe sind hingegen offenbar nicht Teil ihres Formenrepertoires. Auch draußen im Hof fehlt der Kopf. Da steht ein vor sich hin plätschernder Brunnen, ein rosafarbener weiblicher Unterleib, der ganz männlich ins Becken pinkelt, phallisch und feminin zugleich. „Fontaine“ (2012) ist Sahals ironisch-selbstbewusste Antwort auf all die Brunnen im öffentlichen Raum, die traditionell zu Ehren irgendeines Mannes errichtet wurden. Beate Scheder