die erklärung
: Eingeschränkt repräsentativ

Der Absturz der Union und die Zugewinne bei den Fraktionen mit den Ampelfarben bringen jüngere, diversere und mehr weibliche Par­la­men­ta­rie­r:in­nen in den neuen Bundestag. Noch immer aber entspricht die Zusammensetzung nicht der Gesamtbevölkerung

Von Jörn Kabisch

Beim Familiennamen ist der Bundestag noch repräsentativ. Müller ist nicht nur der verbreitetste Nachname in Deutschland, sondern auch unter den Abgeordneten des neu gewählten Parlaments. Dreizehn heißen Müller, im alten waren es noch 14, und das, obwohl der mit 709 Abgeordneten noch kleiner war. Es verschiebt sich also etwas, ein Plenum von hauptsächlich alten, weißen Männern, zumeist mit Jura-Abschluss, wird weiblicher, jünger und diverser.

Von den 735 Abgeordneten sind 480 Männer und 255 Frauen. Das macht einen Frauenanteil von 34,7 Prozent, immerhin 4 Prozentpunkte höher als 2017, aber immer noch weit entfernt vom Durchschnitt der Bevölkerung: 50,7 Prozent der Menschen bestimmen sich als weiblich. Beim Alter ist der Abstand nicht ganz so hoch: Das Durchschnittsalter aller Abgeordneten beträgt 47,3 Jahre, bei den Frauen ist es 45,5 Jahre und bei den Männern 48,2 Jahre. Deutschland altert, Ende 2019 betrug das Durchschnittsalter laut Bundesinstitut für Bevölkerungsentwicklung 44,5 Jahre.

Groß ist der Abstand, was Menschen mit Migrationsgeschichte im Bundestag angeht. Ihren Anteil hat der Mediendienst Integration recherchiert. Danach haben mindestens 83 Abgeordnete einen Migrationshintergrund. Damit ist ihr Anteil zwar zum dritten Mal nach 2013 und 2017 gestiegen und beträgt nun 11,3 Prozent, aber das entspricht längst nicht dem Durchschnitt. In der Gesamtbevölkerung haben 26 Prozent eine Migrationsgeschichte.

Vor allem wenn man sich die einzelnen Fraktionen ansieht, sind die Unterschiede deutlich. Die SPD-Fraktion etwa hat sich verjüngt, ist diverser und auch ostdeutscher geworden, die jüngste und weiblichste Fraktion aber ist weiterhin die von Bündnis 90/Die Grünen. Das rechte und bürgerliche Lager repräsentiert überdurchschnittlich den alten, weißen Mann. Für die nächste Legislaturperiode wird aber auch interessant sein, wie die Neulinge in den Fraktionen verteilt sind, was für Überraschungen sorgen könnte. Bei der FDP sind es immerhin knapp 30 Prozent, bei den Sozialdemokraten sogar mehr als die Hälfte.