Pilgerströme ohne Busanschluss

Das Düsseldorfer Umland ist auf die Gäste des Weltugendtages in Köln schlecht vorbereitet: Dem Nahverkehr fehlt das Geld, um hunderttausende Pilger zu ihren Unterkünften zu bringen

VON RALF GÖTZE und
ISABELL FANNRICH

Dem Weltjugendtag in Köln droht ein Verkehrskollaps. Die Deutsche Bahn vermeldete zwar gestern, Sonderzüge auf 90.000 zusätzlichen Streckenkilometern fahren zu lassen, aber außerhalb des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg gibt es keine zusätzlichen Angebote. Zu der kirchlichen Großveranstaltung vom 18. bis 21. August werden bis zu achthunderttausend Gäste aus aller Welt erwartet.

Der Pressesprecher des benachbarten Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR), Hans Oehl, konnte gestern noch keine Angaben zu einem Konzept machen. Auch er könne nicht sagen, wie die Pilger nach den Zentralveranstaltungen wieder zurück in ihre Quartiere kommen sollen. „Nicht weil ich nichts sagen will, sondern weil wir bisher kein Konzept haben“, sagte Oehl. Ungenaue Teilnehmerzahlen und zu kurzfristige Absprachen hätten die Planung bisher verzögert, so Oehl.

„Das wird zum Härtetest für alle Verkehrsbetriebe“, sagt Infrastrukturminister Oliver Wittke (CDU). Er rät allen Bürgern, den Kölner Raum besonders während der Papstvisite am 20. und 21. August weitläufig zu umfahren. Wittkes Vorgänger Axel Horstmann (SPD) hatte es vor einigen Monaten abgelehnt, die Verkehrsverbünde finanziell zu unterstützen. Auch der neue Infrastrukturminister wird angesichts der Haushaltssperre keine Gelder locker machen können.

Probleme machen vor allem die Nahverkehrsanschlüsse in Orten abseits der Hauptstrecken wie Mettmann oder der Essener Süden, erklärte ein VRR-Mitarbeiter, der seinen Namen lieber nicht nennen möchte – „da müssen viele bei den abendlichen Festivals vorzeitig die Rückfahrt antreten“. Allein der Kreis Mettmann beherbergt laut Angaben der Weltjugendtag-Organisatoren 6.350 Pilger in Privatunterkünften – im verkehrstechnisch gut angeschlossenen Düsseldorf sind es lediglich 2.000 mehr. Dazu kommt die noch unbekannte Zahl der untergebrachten Gäste in Sporthallen oder Jugendheimen, zu dem die Veranstalter weiterhin keine Auskunft geben können.

Genau dies scheint die Planung des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr bisher empfindlich zu stören. Dennoch sieht Oehl noch genug Zeit, um ein Verkehrskonzept auf die Beine zu stellen. Allerdings muss sich der VRR dabei mit dem verschwindet kleinen Anteil von 3,80 Euro am 22,50 Euro teuren Pilgerticket für das Erzbistum Köln begnügen.

Dagegen sind beim Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS), der die Köln-Bonner Region bedient, die Vorbereitungen für den Weltjugendtag so gut wie abgeschlossen. „Was planbar ist, ist geplant“, sagt Pressesprecherin Ariane Weber. So werden vor allem zu den Großveranstaltungen, der Willkommensfeier mit dem Papst und den Abschlussveranstaltungen auf dem Marienfeld, Sonderzüge eingesetzt. Außerdem fahren die Regionalbahnen abends häufiger und länger. „Wir erwarten ein organisiertes Chaos“, sagt Weber, „aber kein großes Verkehrschaos“. Natürlich werde es „Engpässe im Verkehrsknotenpunkt Köln“ geben, etwa beim Hauptbahnhof oder dem Bahnhof Messe Deutz, wo Aufzüge und Treppen fehlen.

Für den städtischen Verkehr erwarten die Kölner Verkehrsbetriebe KVB „in dieser Woche eine außerordentliche Belastung“. Allerdings sei man in Köln Großveranstaltungen wie den Christopher Street Day gewöhnt. Größte Herausforderung ist der Abschlussgottesdienst mit dem neuen Papst, bei dem auf dem Marienfeld mitten im Braunkohlegebiet bis zu eine Millionen Pilger erwartet werden. 700 Shuttle-Busse setzt allein die KVB ein, um die Besucher möglichst nahe ans Marienfeld heran zu fahren. Der Fußmarsch von einigen Kilometern könnte sich als die größte Belastung des Weltjugendtags erweisen.