Wessis verdienen ein Fünftel mehr

Besonders groß ist die Ost-West-Lohndifferenz in der Textilindustrie

Bei den Löhnen in Ost- und Westdeutschland gibt es weiter eine deutliche Kluft – und je nach Branche ist sie unterschiedlich groß. Das mittlere Bruttomonatsentgelt (Median) sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigter betrug 2020 in Westdeutschland 3.540 Euro und in Ostdeutschland nur 2.890 Euro. Gemessen an den Löhnen in Ostdeutschland lag die Differenz damit bei 22,5 Prozent. Das geht aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine schriftliche Anfrage des Linksfraktionschefs Dietmar Bartsch hervor.

Die größten Lohnunterschiede gab es bei Textilunternehmen. In der Herstellung von Bekleidung verdienen Menschen in Ostdeutschland der Antwort zufolge 2.004 Euro brutto pro Monat – und damit 69,5 Prozent weniger als Kolleginnen und Kollegen in Westdeutschland, wo fast 3.400 Euro verdient wurden. Auch in der Autoindustrie gab es eine große Kluft: Während im Westen der mittlere Bruttolohn im Bereich Kraftwagen und Zulieferer bei 5.126 Euro liegt, ist er in Ostdeutschland 41,3 Prozent niedriger bei 3.628 Euro. Im Maschinenbau (40,4 Prozent), bei der Herstellung von IT-Gütern (39,8) und in der Schifffahrt (38,9) fallen die Unterschiede ebenfalls deutlich aus.

Bartsch sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, die zuerst über die Zahlen berichteten, Millionen Ostdeutsche seien bei der Bezahlung weiterhin „Arbeitnehmer zweiter Klasse“. Lohnunterschiede von 40 Prozent und mehr seien durch nichts zu rechtfertigen. Es müsse Schluss sein mit der Ost-West-Spaltung des Arbeitsmarktes. SPD, Grüne und FDP müssten als künftige Regierungsparteien im Bund daher handeln.

„Es kann nicht nur darum gehen, dass die Ampel eventuell ein paar Ostdeutsche in Führungspositionen holt, sondern wir brauchen gleichwertige Lebensverhältnisse im gesamten Land“, forderte der Co-Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag. Die Ampelparteien sollten im Koalitionsvertrag „die Zielstellung fixieren, die Ostlöhne bis zum Ende der Legislatur 2025 anzugleichen“. (dpa, afp, taz)