Spielsachen sind künftig weniger giftig

Die EU verbietet gefährliche Weichmacher in Puppen und Schnullern. Grüne: „Meilenstein“ in Gesundheitspolitik

STRASSBURG taz ■ Bisher können in Barbiepuppen, Quietscheenten und Schnullern giftige Substanzen stecken: Weichmacher. Diese machen die Spielzeuge schön geschmeidig, können aber Krebs erregen, Leberschäden verursachen oder die Fortpflanzung beeinträchtigen. Damit ist jetzt Schluss.

Sechs besonders gefährliche Weichmacher sind in Zukunft in Kinderspielzeugen, die in der EU hergestellt oder vertrieben werden, verboten. Das beschloss gestern das EU-Parlament. Und weil sich die Abgeordneten schon im Vorfeld mit den Mitgliedsstaaten auf einen Kompromiss geeinigt haben, ist die Richtlinie damit endgültig beschlossen. Spätestens in einem Jahr tritt sie in Kraft.

Für die Grünen-Abgeordnete Hiltrud Breyer ist die Entscheidung ein „Meilenstein“ in der europäischen Gesundheitspolitik. Zunächst war das Verbot der gefährlichen Stoffe, die sich hinter Namen wie DEHP, DINP oder DBP verbergen, nur bei Spielzeug für Kinder bis zu drei Jahren vorgesehen. So wollten die Mitgliedstaaten der Industrie entgegenkommen, die die Kosten für die Suche nach Ersatzstoffen fürchtet.

Schließlich setzte sich aber das Parlament mit der Forderung durch, die Weichmacher aus der gesamten Spielzeug-Produktion zu verbannen. BASF hat nun schon angekündigt, gar kein DEHP mehr zu produzieren. Bislang stellt der Ludwigshafener Chemiekonzern 200 Tonnen im Jahr her – was der Hälfte der gesamten Weltmarkt-Menge entspricht.

Insgesamt gibt es 30 Weichmacher. Diejenigen, die nun noch erlaubt sind, halten Wissenschaftler für weniger gefährlich. In Deutschland sind bereits alle Weichmacher im Spielzeug für Kinder bis drei Jahren verboten. Das wird auch so bleiben. Wirklich neu an dem Beschluss von gestern ist also die Aufhebung der Altersbegrenzung.

Das EU-Parlament will das Verbot von Weichmachern nicht nur auf Kinderspielzeug beschränken. Die Abgeordneten haben die EU-Kommission auch dazu aufgefordert, die Verwendung dieser Stoffe in medizinischen Geräten zu überprüfen, etwa in Infusionsschläuchen und Blutbeuteln. Bisher ist nicht klar, welche Auswirkungen die Weichmacher hier haben können. Außerdem soll die Kommission die Verwendung von Duftstoffen in Plastik-Spielzeug untersuchen. RUTH REICHSTEIN