Bitte nicht winken

USEDOM Fußballgucken in der ZDF-Arena

Usedom ist deutsch, deutsch, deutsch. Kein einziger griechischer Fan ist unter den Besuchern

Es gibt sie, die echten Fans. Die, die zwei Stunden vor Einlass vor dem Eingang stehen, um die besten Plätze zu ergattern. Die, die sich über die Berichterstattung der überregionalen Medien aufregen. Diese Journalisten, die nur über das berichten, was sie im Fernsehen sehen. Doch, die ZDF-EM-Sendung vom Heringsdorfer Strand gefällt ihnen.

Zwar ist für jeden der tausend Zuschauer in der ausverkauften Liegestuhlarena ein Platz vorhanden, trotzdem besetzen die Zuschauer ihren Stuhl – mit Wolldecken statt Handtüchern. Diesen Brauch kennen und respektieren hier alle.

Im Fernsehen sieht es so aus, als seien die Liegestühle gemütlich und einladend, aber es ist wirklich unangenehm, auf ihnen eine lange Zeit zu sitzen. Die Rentner in den vorderen Reihen waren klüger – sie haben Sitzkissen mitgebracht.

Dabei gibt sich das ZDF wirklich Mühe, Atmosphäre zu schaffen. Die Beleuchtung des großen Heißluftballons, der niemals Usedom von oben sehen darf, und das riesige Mainzelmännchen aus Sand repräsentieren das ZDF als Marke. Leider hat das Mainzelmännchen ein paar Kilo zu viel auf den Hüften und ähnelt an einen Sumo-Ringer.

Der Stimmungsmacher ergreift das Mikrofon. Zu Ballermannfetenhits erzählt er vom Programm, dem Gast Roger Cicero und anderen Nebensächlichkeiten. Dann erklärt er, man solle nicht aufstehen, wenn die Sendung läuft, nicht in die Kamera winken, wenn das rote Lichtlein leuchtet. In der Liveansicht, die gerade im ZDF läuft, werden zufällig Bilder vom Public Viewing in Berlin übertragen. Die Berliner springen und winken. Es sieht tatsächlich doof aus.

Die Sendung fängt an. Leider ist die Sicht auf die Moderatoren Oliver Kahn und Katrin Müller-Hohenstein nicht sonderlich gut. Große Kameras versperren die Sicht. Große Perücken in Schlandfarben in der ersten Reihe auch. Usedom ist deutsch, deutsch, deutsch. Kein einziger griechischer Fan ist unter den Besuchern. Vom Kleinkind bis zur Großmutter sind alle in Schwarz-Rot-Gold gekommen.

In den Pausen, während im Fernsehen die Einspieler laufen, sind die Moderatoren und Kahn sehr ruhig. Müller-Hohenstein lächelt gezwungen, bis sie wieder reden darf. Kahn wartet, bis sie ihm die nächste Frage stellt. Das Spiel fängt an. Die Moderatoren und ein großer Teil der Bühnencrew verziehen sich über die Seebrücke in den Redaktionsbereich. Dort ist es sicher heimelig. Draußen sind inzwischen weniger als zehn Grad. Auf Kahns Analyse nach dem Spiel warten nur noch wenige. Jene, die bleiben, versammeln sich vor dem Aufnahmebereich zum Pulk.

Es ist vorbei. Die Zuschauer gehen in die Hotels oder schauen noch auf der Fanmeile vorbei, die aus etwa drei Bierwagen und zwei Würstchenbuden besteht. Um zwölf macht auch die dicht.

SVENJA BEDNARCZYK