FREIWILLIG
: Agitprop für Timoschenko

UNTER FANS Besucher stehen Schlange nach „Free Julia“-T-Shirts und wollen Geld spenden. Der Miliz gefällt das nicht ganz so gut

Von der Kiewer Fanmeile bringen ausländische Gäste nicht nur Fotos von den grell geschminkten Fußballanhängern mit, sondern auch von dem ausgeknockten ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowitsch. Dafür müssen sie zu einem speziellen Stand gehen, wo ein Boxkampf zwischen Janukowitsch und demjenigen dargestellt wird, der sich fotografieren lassen will. Dieser Gratisservice wird in der erweiterten Fanmeile angeboten – genauer gesagt in der Zeltstadt der Unterstützer von Julia Timoschenko. Dieses Lager befindet sich seit einem Jahr auf der Hauptstraße in Kiew.

Obwohl dieser Ort nicht in den offiziellen Kiewer Reiseführern erwähnt wird, gibt es hier mindestens so viele Ausländer wie vor den Spielen am Stadion. Anhänger aus London kommen an den Stand mit Bildern der ukrainischen Exregierungschefin. Sie rätseln, an wen man sich wenden muss, um ein T-Shirt mit der Aufschrift „Free Julia!“ zu bekommen. Diese T-Shirts werden an den Spieltagen verteilt. Manchmal stehen die Ausländer sogar Schlange wegen dieses politischen Souvenirs aus der Ukraine. Hin und wieder fordert die Miliz die Fans auf, diese politische Agitation zu unterlassen und die Shirts auszuziehen. Dmitri, Übersetzer in der Zeltstadt, erzählt, dass jeder dritte Ausländer Geld für Timoschenko spenden wolle. Das müsse er leider ablehnen. VIKTORIA BILASCH

■ Die 23-Jährige ist Linguistikstudentin in Kiew und Volunteer bei der EM