petition der woche
: Brücke abreißen, Boden versiegeln, Bauland gewinnen – braucht es das?

Anlass der Petition Die 262 Jahre alte Nepomukbrücke in Rech im Ahrtal soll abgerissen werden

Das wollen die Initiatoren Den Erhalt der Brücke

Das wollen sie nicht Die Vernichtung des Wahrzeichens von Rech

Die einen wollen Brücken bauen, die anderen wollen sie einreißen. Manche wollen gleich beides und außerdem noch Bauland dazu.

Zu letzteren gehört die Mehrheit des Gemeinderates von Rech, einem Dorf an der Ahr, das bei der Flutkatastrophe im Sommer zu großen Teilen zerstört wurde. Das Wahrzeichen von Rech, die 262 Jahre alte und unter Denkmalschutz stehende Nepomukbrücke, blieb größtenteils stehen. Nur ein Brückenbogen wurde in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli von der Flut weggerissen.

Dieser Bogen habe allerdings immense Schäden angerichtet, sagte der Bauingenieur Joachim Gerke, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Bodenschutz der Struktur- und Genehmigungsdirektion Rheinland-Pfalz (SGD) der Rhein-Zeitung. Mit dem Brückenbogen seien viele Tonnen Geröll und Schutt schlagartig in die Ortschaft gespült worden. Damit sich eine solche Katastrophe nicht wiederholt, soll nun die alte Nepomukbrücke komplett abgerissen werden. So hat es der Gemeinderat entschieden.

Noch nicht entschieden ist, ob ein Brückenpfeiler als Andenken erhalten bleiben und eine neue Fußgängerbrücke errichtet werden soll.

Der Abriss hat aber einen bitteren Beigeschmack, denn Hochwasserschutz ist nicht der einzige Grund für den Abriss der Brücke. Schon seit einiger Zeit gibt es in Rech die Bemühungen, in der Nähe der Nepomukbrücke Bauland auszuweisen. Die Brücke steht durch ihre Lage den Genehmigungen im Weg.

Schnell Bauland zu gewinnen, hat aber seit der Flut einen neuen Stellenwert: 21 Häuser auf 13 Grundstücken wurden weggespült worden, deren Eigentümer sind jetzt obdachlos. 139 Haushalte sind betroffen. Hätte es die Brücke nicht gegeben, sagt der Ortsbürgermeister Dominik Gieler (CDU), wären 30 Haushalte weniger betroffen gewesen, und „ein erheblicher Teil der Häuser würde noch stehen“.

Jetzt soll ausgerechnet in einem Teil des Überschwemmungsgebietes neues Bauland entstehen. Also genau dort, wohin die Ahr ausgewichen ist, als das Flussbett nicht mehr ausreichte. „Mir ist es eigentlich egal wo Bauland entsteht“, sagt der Bürgermeister, „das Ortsbild ist sowieso zerstört. Hauptsache die Leute werden versorgt.“

Noch könnte allerdings die Denkmalschutzbehörde gegen die vollständige Zerstörung der Nepomukbrücke vorgehen. Kulturdenkmäler können zwar abgerissen werden, wenn andere Belange, etwa der Schutz von Menschenleben, höher eingestuft werden als der Denkmalschutz. Aber wäre dies hier wirklich der Fall? Das Genehmigungsverfahren der Denkmalschutzbehörde ist noch nicht abgeschlossen.

Gegen den Abriss protestiert inzwischen die Onlinepetition „Revidierung der Entscheidung zum Abriss des Kulturdenkmals Nepomukbrücke“. Deren Initiator, Dominik Nierada, begründet seinen Einsatz für den Erhalt des Wahrzeichens von Rech mit der „wunderbaren Architektur“ und der „Geschichte der Heimat“. Den absurden Aspekt, dass Experten vor einer weiteren Versiegelung der Böden warnen, weil sie Hochwasser begünstige, lässt er allerdings unerwähnt. Bis Freitagmittag hatten 1.582 Menschen die Petition unterzeichnet.

Clemens Sarholz