wortwechsel
: Woher nehmen wir die Energie?

Le­se­r:in­nen sind uneins: AKWs vorzeitig vom Netz nehmen, während Kohlekraftwerke dran bleiben? Enttäuschte Wähler glauben nicht an Klimapolitikerfolge der Grünen

Kohlekraftwerk Gelsenkirchen-Scholven Jochen Tack/imago Foto: Foto:

Vorzeitig vom Netz?

„Tabuthema Atomkraft“, taz vom 13. 1. 22

Vielen Dank für diese mutige und klar durchformulierte Stellungnahme zur Forderung, funktionstüchtige AKWs vorzeitig abzuschalten. Auch als Skeptiker der AKWs von Anfang an erscheint es mir schlicht und einfach kurzsichtig, erst diese abzuschalten und später die Kohle- und Gaskraftwerke – falls uns der wachsende Energiehunger nicht doch zwingt, deren Laufzeit zu verlängern. Wo soll die Energie für die wachsende E-Mobilität und Kryptowährung et cetera herkommen? Ganz zu schweigen davon, dass es ökonomisch völlig unsinnig erscheint, erst ungeheuer viel Geld in die AKWs zu investieren und diese nicht so lange als technisch verantwortbar, laufen zu lassen, zumal der Rückbau ja auch wieder Unmengen an Geldern verschlingt. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden wir Strom von unseren Nachbarn, die ihre AKWs weiterlaufen lassen, teuer einkaufen müssen.

Bernhard Schwalbe, Passau

Hochgerechnet

„Tabuthema Atomkraft“, taz vom 13. 1. 22

Gegen jeden Verstand ist diese hochgerechnete Bilanz zur Atomkraft. Wer Klimawandelverluste in der Natur oder Flüchtlingsbewegungen gegen Atomkraft bilanziert und dies auch noch schönrechnet, hat nichts verstanden und gar keine Idee für eine nachhaltige Zukunft.

Hubert Schmidt, Gröbenzell

Kohlekraftwerke

„Tabuthema Atomkraft“, taz vom 13. 1. 22

Ich bin ja auch dafür, Dinge immer wieder zu hinterfragen; zumindest in der Politik, wo man in der Regel nichts für alle Zeiten beweisen kann.

Gerade die Kohlekraftwerke sind übrigens oft in Fernwärmesysteme eingebunden, das ist der Hauptgrund dafür, dass [der Ausstieg] bei mir in Hannover bis 2026 dauern wird, denn es muss Ersatz für die Fernwärmeversorgung aus Industrieabwärme her bzw. angeschlossen werden und das dauert halt, man ist das leider nicht schon vor 10 Jahren angegangen. Also nicht die AKW-Abschaltung ist falsch, sondern falsch ist, dass es gegen die Kohlekraftwerke nicht schon genauso lange wirksame Proteste mit Abschaltszenarien gibt. Christian Lechtenberg, Hannover

Die Regenerativen

„Tabuthema Atomkraft“, taz vom 13. 1. 22

Statt der Diskussion, ob AKWs länger laufen sollten, um das CO2 aus Kohlekraftwerken zu mindern, ist es eher notwendig, sämtliche Dachflächen mit Photovoltaik-Anlagen zu versehen. Hierbei ist die Installation kostengünstig und relativ einfach. Gleichzeitig können entsprechende Energiespeicher für nicht verbrauchten Strom gebaut werden. Somit ließe sich relativ einfach grüner Wasserstoff erzeugen, der in Nachtzeiten wieder zu Strom umgewandelt wird. Flächen für solche Speicheranlagen gibt es zuhauf auf den Kraftwerksgeländen und in den Braunkohlentagebauen. Gleichzeitig können die Kraftwerke für die Energieerzeugung aus grünem Wasserstoff umgerüstet werden. Diese Technologie gibt es schon relativ lange. Tom Fengler, Essen

CO2-Belastung

„Tabuthema Atomkraft“, taz vom 13. 1. 22

Die CO2-Belastung durch Atomkraft wurde korrekt wiedergegeben. Die wesentlich geringere CO2-Belastung durch Windkraft und Photovoltaik ist nicht angegeben. Dafür wurde wiederum auf die geltende Rechtslage verwiesen, die den sofortigen forcierten Ausbau der regenerativen Energien unmöglich mache. Wie ist denn die Rechtslage nach und in einem GaU (Größtmöglicher anzunehmender Unfall)? Ist die Klimakrise kein GaU? Gelten da nicht rechtlich abgesicherte Notfallmaßnahmen? Was bewirkt ein atomarer GaU wie in Tschernobyl, wenn die tödliche Radioaktivität nicht in den Ozean abgelasssen werden kann? Außerdem: In Tschernobyl gab es mehr „Sofort-Tote“ und viel, viel mehr Folgetote, von den Ewigkeitskosten ganz zu schweigen.

Wolf Hoffmann, Neustadt

Enttäuschung

„Echt radikal und hoffentlich realistisch“, taz vom 12. 1. 22

Wie radikal und realistisch soll ein enttäuschter Wähler der Grünen das Klima-Sofortprogramm von Robert Habeck bewerten, wenn dieser es nicht mal geschafft hat, das im Wahlkampf versprochene und für den Eintritt in eine neue Regierung zur Bedingung gemachte Tempolimit endlich als letztes Land einzuführen? Im klimapolitisch so ehrgeizigen Deutschland heißt es weiterhin: „Freie Fahrt für Raser.“

Hans- Joachim Netzow, Husum

Diskrepanz

„Kitschige Staatspoesie“, taz vom 12. 1. 22

Ja, es war Jutta Ditfurth, die vor einem Jahrzehnt schon auf die erstaunliche Diskrepanz zwischen grüner „Realität“ (Agenda 2010-, Kriegsbefürworter) und Kirchenkarriere bei besagter Dame aufmerksam gemacht hat. Als Stuttgarter war ich da im Vorteil, diese Diskrepanz schon früh wahrzunehmen im sogenannten „Bündnis“ (gegen S21) und beim „Faktencheck“ unter Heiner Geißler und späterem hinmanipulierten Volksentscheid.

Bruno Mattes, Stuttgart

Zu langsam

„Klimaschutz in Windeseile“,

taz vom 12. 1. 22

„Es muss schneller gehen.“ sagt Habeck; vermutlich hat er ja recht. Die lebensbedrohende Erderwärmung mit all ihren Folgen scheint kaum noch abwendbar. Man könnte meinen, alle vernünftigen Menschen würden nach dem Motto denken und handeln: Das Risiko ist so groß, dass alle Möglichkeiten genutzt werden müssen, um es zu vermeiden. Aber leider hoffen noch zu viele Politiker/Menschen, dass es doch nicht allzu schlimm werden und nicht gar so schnell kommen wird oder dass eine noch zu erfindende „Geheimwaffe“ das Problem löst.

Georg Fritzen, Düren

Geothermie

„Lebenslänglich Bayer: Alphabet der Alliterationen“, taz vom 17. 12. 21

Bei dem, was die Ampel an Verspargelung und Zupflasterung der Landschaft mit Windrädern und Solarmodulen plant, um die Klimazusagen zu erfüllen, wird es Zeit für eine bayerische Mega-Offensive der Geothermie. In Bayern ist genügend heißes Wasser in erreichbarer Tiefe, um sämtliche Energieanforderungen nachhaltig, klimaneutral und dauerlastfähig zu erfüllen. Das kostet am Anfang etwas mehr, spart aber das Verschandeln unseres schönen Bayerns und heizt unsere Wohnungen, betreibt Firmen und Autos, auch wenn die Sonne und der Wind Pause machen, ohne dass wir riesige Speicherseen, teure Batteriespeicher oder Gaskraftwerke brauchen.

Michael Maresch, München

Gründungsmythos

„Irgendwie gut fürs Klima“,

taz vom 27. 12. 21

In Deutschland schalten wir die letzten Kernkraftwerksblöcke ab und nehmen uns den Ausstieg aus der Kohleverstromung „idealerweise“ irgendwann einmal vor. Das Problem für die Grünen ist, dass der Ausstieg aus der Kernenergie einer ihrer Gründungsmythen ist, die Quelle ihres politischen Erfolgs, ein Dogma. Die Schlachten der siebziger und achtziger Jahre, in denen die Abneigung gegen Kernenergie mit Widerstand gegen das System verwoben wurde, sind geschlagen. Heute geht es schlicht darum, wie wir klimafreundlich Strom erzeugen. Das ist insbesondere wichtig, weil wir Bereiche wie Mobilität und industrielle Prozesse auch elektrifizieren wollen und müssen. Selbst wenn wir noch einige teure Einsparpotenziale nutzen können, werden wir mehr Strom brauchen. Aber keine vernünftige Risikoabschätzung würde Kohle, in der heutigen Situation, der Kernenergie vorziehen. Balthasar Lindauer, Köln