Religion und Schule

Podiumsdiskussion zeigt viel Übereinstimmung – und Verquastes

Bremen taz ■ Klar, Unterricht soll weltanschaulich offen sein, nicht in eine bestimmte Richtung tendieren. Darin waren sich die TeilnehmerInnen der Podiumsdiskussion zum Thema „Religionsunterricht in Bremen und seine besonderen Chancen für (inter-)kulturelle Bildung“ am Freitagabend einig. Auch mangels widersprechender Standpunkte etwa durch Kirchenleute auf dem Podium verlief die Veranstaltung im Gästehaus der Universität eher harmonisch. Nur in der Frage, wie stark der Einfluss der Glaubensgemeinschaften auf den Religionsunterricht sein darf, gab es Differenzen.

„Zum Bildungsauftrag gehört auch die Vermittlung des christlichen Menschenbildes“, sagte Anita Schröder-Klein aus dem Bildungsressort. Die Verwaltungsfrau hielt es für schwierig, Unterricht zu geben, in dem gleichermaßen islamische und christliche Anteile nebeneinander stünden. Gleichwohl sprach sie sich dafür aus, Kinder aus unterschiedlichen Glaubensrichtungen zwar die Möglichkeit zu lassen, ihre Fächer frei zu wählen, sie aber anschließend „wieder zusammenzuführen“.

Canan Kalac, Lehrerin aus Niedersachsen, erklärte, dass der Religionsunterricht dazu dienen sollte, gemeinsame Werte und Normen zu vermitteln, die für alle Kinder den Umgang im Leben miteinander erleichterten. Religionsunterricht sei dafür genau richtig. „Das Fach muss als Pflichtfach für alle gelten“, forderte Kalac. Als Vorteil sah Kalac die Besonderheit des Bremischen Gesetzes, dass bekenntnismäßig „nicht gebundenen Unterricht in Biblischer Geschichte auf allgemein christlicher Grundlage“ vorsieht. Damit bleibe den Religionsgemeinschaften kaum Einfluss.

Manfred Spieß, von der Bremer Aktionsgemeinschaft Biblische Geschichte, forderte denn auch weniger Unterrichtsausfall. Viele Glaubensgemeinschaften sähen eine Verpflichtung, sich stärker einzumischen, weil sie das Gefühl hätten, Religion an der Schule käme zu kurz. Eine Änderung der Rechtslage halte er, wie die anderen Teilnehmer der Diskussion auch, nicht für erforderlich. Vor allem die nicht vertretene katholische Kirche drängt jedoch verstärkt darauf, dass nur Christen das Fach Biblische Geschichte unterrichten.

Auf die Rechtsprechung ging auch die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung Marieluise Beck ein. Sie argumentierte, dass das Bundesverfassungsgericht in seinen Urteilen zwei Szenarien für die Politik entworfen habe. „Entweder ist die religiöse Vielfalt an den Schulen sichtbar, dann ist egal, ob einer ein Kopftuch oder ein Kreuz trägt, weil die Religionsfreiheit gilt. Oder alle religiösen Symbole gehören raus aus der Schule, weil das staatliche Neutralitätsgebot gilt“, so Beck. Den Bremer Kompromiss zum Kopftuchstreit bezeichnete sie als „verquast“. kyc