Zurück in die Zukunft

Nach sieben Jahren im Dortmunder Exil kamen die Skateboard-Weltmeisterschaften zurück nach Münster. Den Skatern gefällt die schöne neue alte Rollenwelt in der Münsterlandhalle

Das Monster Mastership gehört zu Münster wie der Dom zu Köln

AUS MÜNSTERRALF GÖTZE

Abgestandene Luft, Schweiß und ein Hauch von Gummiabrieb ist für André Lepper genau die richtige Mischung. „Es riecht wie früher“, flüstert der 31-Jährige, als er die Münsterlandhalle betritt und streicht sich die Gänsehaut glatt: „Haargenauso“.

Die inoffiziellen Skateboard-Weltmeisterschaften sind zurück in Westfalen. Auch in der Konzerthalle hat sich die gute alte Zeit wieder eingestellt: Vorne ein paar Verkaufsstände, auf der Bühne ziehen Helfer die letzten Kabel, im Hintergrund toben sich Rollbrettfahrer am Amateur-Parcours aus. Nach sieben Jahren Auswärtsspiel zieht das Monster-Mastership mit 20.000 Besuchern von Dortmund wieder nach Münster.

Für André waren es sieben magere Jahre: Für den Kappenträger gehört das Monster Mastership zu Münster wie der Dom zu Köln. Mit der Marketingformel „Zurück zu den Wurzeln“ begründet auch Veranstalter Titus Dittmann den Umzug. Der Pate der deutschen Skateboard-Szene meint damit zwar vor allem den Ortswechsel, er könnte auch sein neues Konzept betiteln: In der dritten Boomphase der Trendsportart Ende der Neunzigerjahre wollte der einstige Sportlehrer Dittmann Skateboards groß heraus bringen. In den Westfalenhallen sollte aus dem Nischentreff ein Massenereignis werden. Die Besucherzahl steigerte sich um ein Viertel, doch das reichte nicht, um die großen Westfalenhallen zu füllen. Die Zuschauer saßen vereinzelt, weit weg vom Geschehen. „Wie in einem Fußballstadion mit Tartanbahn“, erinnert sich André.

Lichte Ränge, große Distanz, mäßige Stimmung – nun unterschreibt auch Dittmann den Dreisatz. Dass sich die Stadt Münster nach Skateboard-Krawallen von 1998 erleichtert von den Skatern verabschiedete, gibt er zwar nicht offen zu, schwingt aber in griffigen Sätzen wie „Sieben Jahre Exil sind nun vorbei“ mit. Damals war die Münsteraner Provinzpolizei, die sich den Luxus verschärfter Fahrradlichtkontrollen leisten kann, heillos überfordert. Die an Fußballrandale gewöhnten Dortmunder Kollegen griffen dann härter durch und nahmen Leute fest – ein Großteil davon laut Titus „Krawalltouristen“ ohne Eintrittskarten.

Beim 24. „Münster Monster Mastership“ am Wochenende gelang die Bewährungsprobe. Die Polizei attestiert „bis auf Kleinigkeiten nichts Besonderes“ und die Stimmung in der Wettkampfhalle, in der man die Fahrer fast anfassen kann, ist schon in der Vorrunde fast besser als in Dortmund das Finale.

André blickt dennoch mürrisch auf die Starterlisten: „Die großen Namen kann man an einer Hand abzählen.“ Die Stars sind vor allem die Profi-Skater aus Kalifornien und die sind scheinbar mit anderen Dingen beschäftigt. Die 65 Teilnehmer des Street-Wettbewerbs, der mit Rampen und Geländern die Skate-Möglichkeiten des urbanen Alltags nachahmen soll, kommen daher zumeist aus Brasilien, Nord- und Mitteleuropa. Ein paar vereinzelte Japaner, Australier und US-Amerikaner sorgen für WM-Flair.

Im Street-Wettkampf kamen die Zuschauer trotzdem auf ihre Kosten: Chris Senn oder Arto Saari gefielen genauso wie die brasilianischen Rollbrett-Zauberer Fabio Castilho, Daniel Lopes oder Fabio Sleiman mit ihren schwierigen Kombinationen und lässigen Stil. Der Profi-Skater Tom Penny wurde dagegen seinem großen Namen nicht gerecht: Zwei vermasselte Läufe bedeuteten für ihn das „Aus“ bereits in der Vorrunde. Sogar Newcomer wie der 16-jährige Christian Krause oder der 14-jährige Glenn Michelfelder zogen an dem Routinier vorbei ins Viertelfinale.

Auch André ist die Starterliste irgendwann egal. Zufrieden lehnt er sich zurück und sagt zu seinen Kollegen: „Lasst uns erst einmal raus, ist doch ganz schön stickig hier.“