wortwechsel
: Womit heizen wir in Zukunft?

Deutschland ist abhängig von russischem Gas. Ist der schnelle Kohleausstieg sinnvoll? Vor allem gibt es Alternativen für die Energieversorgung? Gerne klimaneutral

„Gieß Wasser zur Suppe, heiß alle willkommen“ Foto: Nabbiha Da/plainpicture

„Die coolere Kohle“. Unsere Autorin macht sich klimapositiver Energie auf die Spur: Pflanzenkohle,

taz vom 19. 2. 22

Nichts gewonnen

Es kostet schon eine Menge Energie, das Wasser aus Grünschnitt zu entfernen und wenn man das klimaneutral durch die Sonne machen lässt, hat die verbleibende Trockensubstanz nur noch einen Bruchteil des Gewichtes. Um damit eine klimaneutrale Pyrolyse durchzuführen, müsste man den allergrößten Teil davon verbrennen und es bleibt nur ein winziger Bruchteil an Pflanzenkohle übrig, ohne dass man noch Energie auskoppeln könnte, wie im Text suggeriert. In der Gesamtbilanz wird sich dann ergeben, dass man mit viel Sonnenenergie ein bisschen Pflanzenkohle hergestellt, aber so viel von der Pflanzensubstanz für die Pyrolyse verbrannt hat, dass energetisch nichts gewonnen ist. So einfach, wie dargestellt, macht es einem die Natur nicht und es ist daher zielführender, mit den ausgereiften Techniken direkt Energie aus Wind und Sonne zu erzeugen und die möglichst sinnvoll zu nutzen für das, was man wirklich braucht, und ansonsten so viel wie möglich an Energie zu sparen. Werner Behrendt, Oldendorf

Zusatznutzen

Grandioser Artikel. Noch ein Hinweis als Pflanzenkohle-verwendender Landwirt: Die Tiere fressen tatsächlich auch die Kohle, diese sollte dann aber besonders rein sein. Ich gebe diese einfach zum Fressen bei Bedarf (ad libidum). Viel mehr brauche ich diesen aber als Einstreue der Liege- und Laufflächen. Das verbessert den Halt für die Tiere und bindet den Urin teilweise. Mit dem täglichen Misten kommt dieser auf den Miststock und anschließend mit dem Miststreuer im Herbst – nachdem er den Sommer über lagerte, da die Tiere dann auf den Weiden sind – auf meine Grünflächen (auf 900 Meter über Meer machen wir keinen Ackerbau). So kommt die Pflanzenkohle aufgeladen an alle Stellen, wo ich mit meinen Fahrzeugen fahren kann. Ökoflächen kann ich damit also nicht beglücken, da dort das Ausbringen von Hofdünger nicht erlaubt ist beziehungsweise auch zu aufwändig wäre! Ich erhoffe mir dadurch nicht nur einen Effekt beim Ertrag, sondern auch bei Trockenheit, da die Feuchtigkeit besser gebunden werden sollte, denn auch bei Trockenheit wird die Luft in der Nacht feuchter.

André Siegenthaler-Lüthi, Engi

Nächste Verheißung

Und da ist die nächste angebliche Verheißung, die verspricht, dass wir unseren Lebensstil nicht ändern und einschränken müssen. Nach der Atomkraft, den Solaranlagen und dem Wasserstoff jetzt also die „coole Kohle“. Verlagern wir den Eingriff in einen natürlichen Kreislauf einfach an eine andere Stelle, das wird bestimmt keine „ungeahnten“ Auswirkungen auf das Ökosystem haben und alles besser machen.

IMAGO, auf taz.de

„Kamine müssen auf den Prüfstand“. Kaminöfen und Pelletheizungen sind umweltschädlicher als gedacht,

taz vom 18. 2. 22

Effizienzhäuser

Der Autor scheint anzunehmen, dass es in Deutschland nur kfw55 (Effizienzhaus) Häuser und besser gibt. Das ist aber leider nicht der Fall. Zwar wäre eine Wärmepumpenheizung betrieben mit regenerativem Strom die beste aller Möglichkeiten, damit das aber möglich ist, darf die Vorlauftemperatur nicht über 35° liegen, ansonsten wird es richtig teuer. Damit das aber möglich ist, braucht es Fußbodenheizungen im ganzen Haus. Bei einem Haus aus den 80ern müsste man Dämmung und Heizsystem komplett erneuern, was bei meiner Doppelhaushälfte circa 150.000 Euro bis 200.000 Euro kosten würde, dazu kommt, dass das Haus in der Umbauzeit unbewohnbar wäre. Kann man vergessen, würde niemand politisch überleben. Das Einzige, was eventuell Sinn machen würde, wäre, zu verlangen, dass Pellets, Hackschnitzel und Holzbriketts aus Rest/Abfallholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen müssen.

Jürgen Kemmler, Donzdorf

Faktenlage

Die Zahl, dass Holzfeuerungsanlagen ebenso stark zur Feinstaubbelastung beitragen wie der gesamte Verkehrssektor, scheint mir eine Ente. Belege hierfür lassen sich nicht finden. Und selbstredend ist es besser, das Holz im Wald zu lassen, aber vielfach wird gerade im ländlichen Bereich Totholz verfeuert, oder Holz aus Rückschnitten. Dies wäre wohl ohnehin nicht zur Möbelproduktion verwendet worden. Daneben sind wir weit davon entfernt, dass alle Wärmepumpen mit Ökostrom betrieben werden. Bevor man nun mit Kanonen auf Spatzen schießt, sollte man vielleicht nun erst mal die Faktenlage geradeziehen und in Wohngebieten Feinstaubwerte messen. Eine Differenzierung der Staubemissionen aus veralteten Ölheizungen und Holzfeuerungen dürfte jedoch vermutlich schwierig werden.

Sabrina Neugebauer, Hamburg

Alternative?

Wärmepumpen sind toll. Ich habe selbst eine in Betrieb und mit Hilfe der Wärmepumpe konnte ich meine (Holz)-Heizperiode um mehrere Monate verkürzen, aber, die Installation und notwendigen Nebenarbeiten summierten sich auf knapp 30.000 Euro! Das ist für manchen Haushalt ein kräftiger Schluck aus der Pulle. Dazu kommen hohe Betriebskosten, oder alternativ dazu die Kosten für die energetische Sanierung. Beides geht richtig ins Geld, auch mit Förderung. Holzöfen stoßen tatsächlich Feinstaub aus. Wenn es denn so stimmt wie berichtet ungefähr ähnlich viel wie der Verkehr, somit genauso viel wie die Silvesterfeuerwerke an EINEM Tag. Die Realität aus meiner Sicht: die Holzheizung ist eine ökonomische Alternative für Haushalte mit begrenzten Mitteln, um klimaneutral zu heizen. Gibt es Verbesserungspotenzial?

GO74 auf taz.de