berliner szenen
: Genießen Sie das Wetter!

Dieser Tage gibt es nichts zu lachen. In der Ukraine herrscht ein sinnloser Krieg. Als mein Handy klingelte, stellte ich die Nachrichten, die ich aktuell in Dauerschleife schaue, auf stumm. „Ja, hallo“, sagte ich. Am anderen Ende der Leitung: der Kundendienst meines Telefonanbieters. Der hatte mir gerade noch gefehlt. Kurz überlegte ich, direkt wieder aufzulegen, dachte dann aber, ein bisschen Ablenkung würde mir vielleicht guttun. Ich ließ ihn reden. Handyvertrag läuft bald ab, bla bla, ein tolles Angebot für Sie, bla bla. Irgendwann fragte ich, was genau er mir denn anzubieten hat. Aktuell bezahle ich für drei Gigabyte 11,99 Euro.

Der Typ vom Kundendienst entschuldigte sich und meinte, dass heute sein erster Tag sei, deswegen brauche er für alles etwas länger. Ich wartete, trank Tee, bis er mir sein tolles Angebot unterbreitete. Er sagte: „Ich könnte Ihnen anbieten, dass Sie künftig für drei Gigabyte nur 13,99 Euro zahlen.“ –„ Bitte, was?“, fragte ich. „Dann zahle ich ja für die gleichen Gigabytes 2 Euro mehr. Ist das ein Scherz?“ Kurz war es leise. Dann sagte der Typ vom Kundendienst, ihm seien leider die Hände gebunden, er könnte nichts Besseres für mich herausholen. „Aber warum rufen Sie mich dann überhaupt an?“, fragte ich. Das ist doch pure Zeitverschwendung dachte ich und merkte, wie mies meine Laune war. Irgendwann gab er auf. Er bat mich noch, ihm eine gute Bewertung zu geben, falls ich im Anschluss unseres Gesprächs eine „Zufriedenheits-SMS“ bekommen würde, und sagte dann: „Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag. Und: Genießen Sie das Wetter!“

Ich legte auf und blickte aus dem Fenster. Alles grau in grau. „Genießen Sie das Wetter“, wiederholte ich und lachte bitter. Dann machte ich den Ton von den Nachrichten wieder an, sie hatten leider nicht aufgehört.

Eva Müller-Foell