Mobilfunk-Anbieter streiten sich um Frequenzen

HANDYS Im nächsten Jahr findet in Deutschland eine große Versteigerung von Mobilfunklizenzen statt

BERLIN taz | Für die großen Mobilnetzbetreiber in Deutschland ist es nachträglich immer noch ein Schockerlebnis: Aus heutiger Sicht nur schwer nachvollziehbare 50 Milliarden Euro gaben sie im Sommer 2000 bei der inzwischen legendären UMTS-Frequenz-Auktion aus. Der Hype ums künftige mobile Internet war damals gigantisch, dabei lagen die möglichen Datenraten mit UMTS anfangs mit 384 Kilobit pro Sekunde noch deutlich unter Festnetz-DSL. Es dauerte schließlich weitere vier Jahre, bis der kommerzielle Betrieb mit der Technik überhaupt beginnen konnte; erst heute gilt sie mit bis zu 7,2 Megabit pro Sekunde als ausgereift.

Im Frühjahr nächsten Jahres könnte die Aufregung rund um neue Mobilfunkfrequenzen kurzzeitig erneut aufflammen. Dann will die Bundesnetzagentur die nächste große Versteigerung starten. Dabei werden Bänder angeboten, die den Mobilfunkanbietern erlauben, ihre Abdeckung zu erhöhen, wovon insbesondere die kleineren Anbieter E-Plus und O2 profitieren könnten. Zum anderen soll Deutschland fit gemacht werden für die Standards der nächsten Jahre, darunter den UMTS-Nachfolger LTE (Long Term Evolution), der Spitzendatenraten von bis zu 300 Megabit pro Sekunde verspricht.

Ironie der Geschichte: Die bei der 2010er-Versteigerung unter den Hammer kommenden Frequenzblöcke sind deutlich umfassender als einst bei der UMTS-Auktion 2000. Die Bundesnetzagentur spricht gar von ihrem „Beitrag zum Konjunkturpaket“. Trotzdem erwartet kaum ein Beobachter, dass es zu einem ähnlich verrückten Bietermarathon kommt. Bislang wird vor allem erwartet, dass die übrig gebliebenen großen Anbieter T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2 zu den Hauptinteressenten zählen.

Noch streiten sich die Anbieter darüber, wie das Vergabeverfahren für die neuen Frequenzen aussehen soll. Zunächst hatte sich im Juni E- Plus beschwert. Das Unternehmen sieht in den vorgelegten Bedingungen einen Eingriff zu Lasten der kleinen Anbieter auf dem Markt. So fürchtet die Firma, dass die beiden Branchenführer Vodafone und T-Mobile sich zu üppige Frequenzpakete sichern könnten. Die Argumentation: Dadurch würde der Wettbewerb, der historisch die frühen Player bevorzugt, weiter verschoben. Tatsächlich besitzen T-Mobile und Vodafone eine bessere Abdeckung als O2 und E-Plus, weil sie mit niedrigeren Frequenzbändern angefangen haben, die weiter tragen; diese durften sich die „Kleinen“ erst später besorgen. BEN SCHWAN