CHRISTIAN BUSS DER WOCHENENDKRIMI
: Meer macht bräsig

Ach, das Meer schon wieder. Wenn es jeden Tag vor der Haustür plätschert, klingt’s irgendwann auch nicht anders als eine defekte Klospülung. Dass sich nun ausgerechnet die Ehefrau von Kommissar Anders (Walter Sittler) beim Blick auf die See vor Gotland über die immer gleichen Impressionen beschwert, kann deshalb nicht erstaunen.

Bezeichnend, dass die Figuren dieser Krimireihe langsam selbst das Setting überhaben. Was vor zwei Jahren als quotenträchtige deutsch-schwedische Koproduktion nach den Romanen von Mari Jungstedt die probaten Zutaten beider Herstellerländer vereinigen sollte, nämlich den notorischen TV-Familienvater Sittler und die notorische TV-Kulisse Skandinavien, ist längst eine Abfolge beliebig zusammengewürfelter Krimiversatzstücke vor baltischem Bildermix geworden. Das heißt, erst werden zerschellte Leichen hübsch auf den Klippen drapiert, dann sinniert der Ermittler beim Morgenkaffee mit Blick aufs neblige Meer über den Fall.

Kein Wunder also, dass des Polizisten Gattin (die großartige Paprika Steen) in „Schwarzer Engel“ (Regie: Marcus Weiler, Buch: Kathrin Richter) mit den Kindern gen Süden abhaut und Anders im öden Tohuwabohu der üblichen Verdächtigen zurücklässt: Ein herzkranker Architekt wird nach einem softpornotauglich in Szene gesetzten Schäferstündchen in einem neu eröffneten Prachtbau vergiftet aufgefunden; ins Visier der Mordkommission geraten Sohn, Frau und Schwager.

Wer ein bisschen Genreerfahrung hat, ahnt jedoch, dass der in diesem Ikea-Krimibausatz verdächtig freundliche und verdächtig oft ins Bild geschobene neue Pathologe irgendetwas mit der Sache zu tun haben muss. Komisch, dass der Ermittler beim Grübeln vor maritimem Sonnenaufgang nicht früher darauf kommt. Das Geplätscher macht einen halt irgendwann ganz bräsig. Deshalb: weniger Meer bitte!

■ „Der Kommissar und das Meer: Schwarzer Engel“, Sa., 20.15 Uhr, ZDF