Coronadaten fehlen am Wochenende: Sonntags jetzt kein Corona mehr

Das Robert Koch-Institut nennt am Wochenende keine Coronazahlen mehr, weil lokale Ämter nicht liefern. Dabei steigen die Infektionszahlen wieder.

zwei coronatest, einer davon positiv

Sonntags nicht im Bilde: positiv ausgefallener Coronatest Foto: Federico Gambarini/dpa

BERLIN taz | Es war nur ein bürokratisch formulierter Satz auf dem Corona-Dashboard des Robert-Koch-Instituts. Dort wo seit mehr als zwei Jahren allmorgendlich die jüngsten Zahlen von Neuinfektionen und Sterbefällen einlaufen, stand am Sonntag: „Da am Wochenende nur noch wenige Gesundheitsämter und Landesbehörden Daten an das RKI übermitteln, werden keine Daten am RKI eingelesen, sodass es bei den absoluten Fallzahlen keine Veränderung zum Vortag gibt.“ Mit anderen Worten: Sonntags gibt es keine aktuellen Infos mehr zur Lage der Pandemie in Deutschland.

Das Dashboard des RKI ist die zentrale Datenstelle für Coronazahlen aus Deutschland. Die meisten Medien, aber auch Zah­len­ana­ly­ti­ke­r:in­nen sind auf diese regelmäßigen Werte angewiesen, um Trends erkennen zu können. Besonders gut war die Datenlage hierzulande nie. Immer wieder kommt es durch Meldeverzögerungen zu Verzerrungen. Zuletzt hatte das RKI mal wieder gewarnt, dass es durch die Feiertage an Himmelfahrt und Pfingsten „zu einer erhöhten Untererfassung und einem erhöhten Verzug im Meldesystem kommen kann“. Das müsse man bei der Interpretation der Datenlage beachten.

Me­di­zi­ne­r:in­nen klagen darüber seit Langem. „Wir haben in den letzten zweieinhalb Jahren einen wahren Datenblindflug erlebt, der keine gute Grundlage für rationale Entscheidungen war“, bemängelte Ärztepräsident Klaus Reinhardt in der vergangenen Woche. Und auch der Corona-Experten:innenrat der Bundesregierung hatte in seiner jüngsten Stellungnahme eine schnelle Digitalisierung des Gesundheitswesens gefordert, um die Datenlage sehr viel besser beurteilen zu können.

Datenlücke zur Unzeit

Das Robert-Koch-Institut trifft am Sonntagsloch noch die geringste Schuld. Es ist angewiesen auf die Zahlen aus den lokalen Gesundheitsämtern. Doch die waren zuletzt noch lückenhafter. An den letzten Sonntagen wurden nur noch 2 bis 3 Prozent der statistisch erwartbaren Menge gemeldet.

Die Datenlücke kommt zu einem enorm kritischen Zeitpunkt. Bis Ende Mai hatten alle Indikatoren belegt, dass die Omikron-Welle deutlich abgeflaut ist. Die Zahl der neu registrierten Infektionen war im Wochenschnitt von einst 230.000 auf unter 30.000 gefallen. Die Hospitalisierungsrate, die die Zahl der Coronainfizierten unter Neuaufnahmen in Kliniken bemisst, war von 7,3 Anfang April auf unter 2 gefallen – so tief wie seit Oktober nicht mehr.

Doch seit Anfang Juni steigen die Zahlen wieder. Grund dafür ist die Omikron-Subvariante BA.5, die noch ansteckender ist als ihre Vorgänger. Diese werde in Kürze dominieren und könnte zu einem „verstärkten Infektionsdruck auf vulnerable Personengruppen schon im Sommer“ führen, hieß es im jüngsten Wochenbericht des RKI.

Der 7-Tage-Mittelwert der Corona-Infektionen hat am Samstag mutmaßlich schon wieder die 50.000 überschritten. Ob das tatsächlich der Fall ist, weiß man frühestens am Montag.

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