Istanbul soll wieder „heim ins Reich“

GRIECHENLAND Rechter für Rückeroberung

ISTANBUL afp | Angebliche Äußerungen des griechischen Rechtsextremisten Nikos Michaloliakos über eine Rückeroberung von Istanbul haben in zahlreichen Medien in der Türkei für Schlagzeilen gesorgt. Zeitungen, Internet und Fernsehsender berichteten am Freitag, Michaloliakos habe seinen Traum von einer Rückeroberung der türkischen Metropole mit der Staatsgründung Israels verglichen: Auch die Juden hätten nach Jahrhunderten der Trennung von ihrer Heimat eine Rückkehr geschafft, habe er gesagt.

Gute Chancen für Neonazis

Die muslimischen Osmanen hatten Istanbul, das frühere Konstantinopel, im Jahr 1453 erobert und damit das griechisch-orthodoxe Byzantinische Reich besiegt. Michaloliakos ist Chef der griechischen Neonazipartei Chryssi Avgi (Goldene Morgenröte), die bei der Parlamentswahl im Mai auf 6,9 Prozent der Stimmen gekommen war. Auch bei den vorgezogen Neuwahlen im Juni werden der Partei gute Chancen vorausgesagt.

Türkische Nationalisten hegen seit Langem den Verdacht, dass Griechenland von einer Rückeroberung von Istanbul und anderen ehemals griechischen Regionen träumt. „Der ‚griechische Führer‘ will Istanbul“, meldete der türkische Nachrichtensender NTV.

Die Tageszeitung Aksam zitierte den Rechtsextremisten mit den Worten, die Herzen der Griechen seien nach wie vor in Istanbul. Nach den Berichten sagte Michaloliakis in einem Interview, er rede nicht einem Krieg mit der Türkei das Wort. Aber die Griechen sollten nicht vergessen, dass Kleinasien – die heutige Türkei – sowie Teile der Schwarzmeerküste und Thrakiens über mehrere Jahrhunderte zum „Hellenismus“ gehört hätten.