Enttäuschte Exilanten

Iraner in Berlin sind vom Wahlsieg Ahmedinedschads enttäuscht. Sie hoffen auf eine stärkere Opposition

Während im Iran am Samstag 26 Millionen Menschen gewählt haben, konnten die 5.000 Exil-Iraner in Berlin das Ergebnis nur in den Medien verfolgen. Der erzkonservative Mahmud Ahmedinedschad ist neuer Präsident im Iran: Für die meisten Iraner in Berlin ist das eine Enttäuschung.

Nasrin Bassiri ist Redakteurin bei Radio Multikulti. Für ihre Sendung musste sie sich am Wochenende beruflich mit dem Wahlergebnis auseinander setzen. „Ich war über das Ergebnis überrascht, vor allem über das Ausmaß an Wahlbetrug.“ Die iranische Journalistin spürt unter Iranern in Berlin nun vor allem Ratlosigkeit. „Die, die nach Hause fliegen oder beruflich in ihre Heimat investieren wollen, überlegen sich das nun noch einmal.“

Mehran Barati, iranischer Exilpolitiker und Vorstandsmitglied der Iranisch Republikanischen Union, war von dem Wahlergebnis ebenfalls überrascht: „Wir hatten eigentlich erwartet, dass Rafsandschani gewählt wird.“ Barati hat Hoffnung für das zukünftige Verhältnis der Berliner zum Iran. „Wir Iraner in Berlin sind immer sehr deprimiert über die negativen Nachrichten aus unserer Heimat. Wir wünschen uns stärkere Demonstrationen in Deutschland.“ Die könnte es seiner Meinung nach nun geben, wenn die iranische Außenpolitik noch stärker auf Konfrontation mit Europa setzt. „Die Iraner können einen Wandel nicht allein schaffen.“

Hamid Nowzari vom Verein iranischer Flüchtlinge hat das Ergebnis abgeklärter aufgenommen. Die Wahl ließ ihm keine Hoffnung auf einen Richtungswechsel. „Viele der Berliner Iraner müssen sich nun die Frage stellen, was aus ihrer Hoffnung von vor acht Jahren geworden ist.“ Was die Wahl für die Arbeit seines Vereins bedeutet, kann Nowzari noch nicht abschätzen. „Wir müssen abwarten, ob wieder mehr Flüchtlinge nach Deutschland kommen.“

Frauke Adesiyan