Das Klima ist für Norddeutsche zweitrangig

Eine Studie der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg zeigt: Norddeutschen liegen Energiethemen am Herzen, noch mehr aber die Preise

Norddeutsche haben ein hohes Bewusstsein für Umwelt- und Energiethemen. Persönlich spürbare Aspekte wie Versorgungssicherheit und eine Energiepreissenkung sind knapp 90 Prozent von ihnen allerdings wichtiger als der Klimawandel, wie die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) unter Berufung auf eine neue Studie am Mittwoch mitteilte.

Das Competence Center für erneuerbare Energien und Energie-Effizienz der HAW führte die Studie im Rahmen des Projekts Norddeutsches Reallabor durch. Das ist ein Verbundprojekt mit 50 Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, das neue Wege zur Klimaneutralität aufzeigt.

Einem hohen Bewusstsein für Themen aus den Bereichen Umwelt und Energie stehe eine gewisse Skepsis hinsichtlich der Machbarkeit der Energiewende gegenüber, so die HAW. Dabei spielten auch die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine eine zunehmende Rolle. So würden seit Anbahnung des Kriegs Energiewende-Ziele mit persönlich spürbaren Auswirkungen als relevanter empfunden als das Gemeinwohl betreffende Ziele: Fast 90 Prozent der Befragten nannten laut HAW Versorgungssicherheit als (sehr) wichtiges Ziel der Energiewende, auf Rang zwei liege die Senkung der Energiekosten (85 Prozent).

Rückhalt für die Energiewende droht zu schwinden

Lediglich 29 Prozent glaubten dagegen an eine langfristige Senkung der Energiekosten. Auch das Ziel der Versorgungssicherheit halten den Angaben zufolge nur 50 Prozent der Befragten für (sehr) wahrscheinlich erreichbar. Solche Defizite in der Glaubwürdigkeit würden das Risiko bergen, dass die Relevanz der Nachhaltigkeit bei der Wahl des Energieträgers und damit auch der Rückhalt für die Energiewende schwindet, hieß es.

Hinsichtlich der konkreten Umsetzung der Energiewende sähen die Befragten die Einflussfaktoren vor allem im technologischen Bereich und in der Zusammenarbeit von Forschung und Wirtschaft. Im technologischen Bereich schrieben die Bürger:innen der effizienten Speicherung von erneuerbaren Energien sowie dem Ausbau von Wind- und Solaranlagen eine wesentliche Rolle zu. Zudem biete aus ihrer Sicht der Einsatz von Wasserstoff hohes Potenzial für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende.

Die zwei Befragungswellen fanden Anfang Februar und Ende April 2022 statt und sind laut HAW repräsentativ für Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen. (epd)